16.06.2020

CoronaKrim: Kriminalität und Kriminalprävention in Zeiten der Corona-Virus-Pandemie (9)

Die COVID-19-Pandemie 2020 hat einen schrecklichen Tribut an Leben, Krankheit und wirtschaftlicher Verwüstung gefordert und hat vielfältige Auswirkungen auf Gewalt und Kriminalität. Deshalb veröffentlicht die Tägliche Präventions-News wöchentlich aktuelle Informationen unter dem Label CoronaKrim. Internationale Nachrichten und Informationen werden ebenfalls wöchentlich in englischer Sprache unter dem Label Corona Crime Issues im Rahmen der Daily Prevention News veröffentlicht. Eine Auflistung zentraler Informationsquellen zum gesamten Themenkomplex Coronavirus und COVID-19 veröffentlicht der DPT hier.

  • (9.1) Straftaten im Zusammenhang mit Covid-19
    (hib/STO) Um Straftaten im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie geht es in der Antwort der Bundesregierung (19/19708) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (19/19236). Danach führt der aktuell hohe Bedarf an Schutzausrüstungen und Desinfektionsmittel dazu, dass von kriminellen Lieferanten und Händlern vermehrt gefälschte oder minderwertige Medizinprodukte wie zum Beispiel Masken angeboten werden. Insbesondere zu Beginn der pandemiebedingten Maßnahmen in Deutschland seien im Zuge des polizeilichen Informationsaustausches und auch über Medienveröffentlichungen vereinzelt Betrugsfälle bekannt geworden, "in denen bestellte und angezahlte Schutzausrüstung (Atemschutzmasken) nicht geliefert wurde". Wie die Bundesregierung ferner ausführt, beschäftigen mögliche Subventionsbetrügereien im Zusammenhang mit staatlichen Corona-Soforthilfen derzeit die Strafverfolgungsbehörden in mehreren Ländern. Neben den Fällen möglichen Subventionsbetrugs sei darüber hinaus eine Vielzahl von Antragstellungen bekannt geworden, bei denen der Verdacht besteht, dass Sozialleistungen, Unterstützungsgelder, Kredite oder Ähnliches rechtswidrig beantragt wurden. Dies umfasse beispielsweise die Beantragung von Zuschüssen für nichtexistierende oder nicht mehr aktive Unternehmen sowie das Vortäuschen pandemiebedingter Liquiditätsengpässe. Zudem würden finanzielle Hilfsmaßnahmen "als Narrative für Phishing-Mails verwendet, die zum Ziel haben, Daten von Einzelpersonen und Unternehmen rechtswidrig zu erlangen". Der Antwort zufolge bietet die polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes einen "Überblick zu derzeitigen Straftaten im Zusammenhang mit Corona der Covid-19-Pandemie" und stellt Kontaktdaten für Ansprechstellen zur Verfügung. Die erweiterten Informationsangebote der polizeilichen Kriminalprävention sollen darüber hinaus laut Vorlage zur gezielten Aufklärung der Bevölkerung dienen und Bürgern sowie Unternehmen Möglichkeiten zum Selbstschutz aufzeigen (www.polizeiberatung.de/corona-straftaten). Quelle: Deutscher Bundestag (EM)

  • (9.2) Kriminelle Banden, Drogenkartelle und Mafia nutzen die Pandemie geschickt aus, um ihre Macht zu festigen
    "Die Corona-Pandemie verändert weltweit gesellschaftliche Machtverhältnisse. Auch die organisierte Kriminalität ist davon betroffen. Die Schließung nationaler Grenzen, die Einschränkungen der Reisemöglichkeiten und des Flugverkehrs bedrohen organisierte kriminelle Gruppen und Syndikate durch die Unterbrechung ihrer internationalen Lieferketten in ihrer Existenz. Drogenkartelle erfahren Einbußen auf dem Absatzmarkt. Sie haben Schwierigkeiten, chemische Bestandteile aus China zu importieren, die für die Drogenherstellung notwendig sind. Auch etablierte Praktiken wie Schmuggel auf bisherigen Drogenrouten und die Korrumpierung von Schlüsselpersonen für den Handel von Drogen und Menschen sind durch die Corona-Maßnahmen gestört." Quelle: IPG-Journal (EM)

  • (9.3) EU fordert Online-Plattformen auf, mehr gegen Desinformation in der Corona-Pandemie zu tun
    Die Europäische Union will weiter konsequent gegen Desinformation im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie vorgehen. Die Kommission stellte am 10.06.2020 eine Bilanz der bisherigen Maßnahmen vor und kündigte weitere Schritte an. Die Kommission fordert von den Online-Plattformen monatliche Berichte mit genaueren Daten zu ihren Maßnahmen, mit denen verlässliche Inhalte gefördert und Desinformation im Zusammenhang mit dem Coronavirus und damit verbundener Werbung eingedämmt werden. Quelle: Europäische Kommission (EM)

  • (9.4) Die Risiken der Heimquarantäne: Studie zu körperlicher, sexueller und emotionaler Gewalt während des Lockdowns
    "Eine neue Studie zu häuslicher Gewalt während der Corona-Krise zeigt: Frauen und Kinder, die das Haus nicht verlassen durften, wurden häufiger Opfer von Gewalt als andere. Hilfsangebote werden von Betroffenen oft nicht wahrgenommen. Schon zu Beginn der Corona-Krise in Deutschland wurde befürchtet: Die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen sowie die Enge der Quarantäne könnten zu einem Anstieg der häuslichen Gewalt führen. Nun gibt es die erste repräsentative Studie zu körperlicher, sexueller und emotionaler Gewalt während des Lockdowns in Deutschland. Sie zeigt das Ausmaß von Gewalt im eigenen Zuhause: Innerhalb von nur vier Wochen erlebten 3,1 Prozent der befragten Frauen mindestens eine körperliche Auseinandersetzung, wurden also beispielsweise von ihrem Partner geschlagen. 3,6 Prozent der Frauen wurden von ihrem Partner zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Und in 6,5 Prozent der Haushalte wurden Kinder körperlich bestraft." Quelle: Deutschlandfunk Kultur (EM)

  • (9.5) Wie erlebten Jugendliche den Corona-Lockdown? Ergebnisse einer Befragung im Kanton Zürich
    Das Institut für Delinquenz und Kriminalprävention der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat Anfang Juni 2020 eine erste Studie zum Thema Jugendliche und Lockdown "Wie erlebten Jugendliche den Corona-Lockdown? Ergebnisse einer Befragung im Kanton Zürich" veröffentlicht. Die Befragung widmete sich folgenden Fragestellungen: (1) Ist das psychische Wohlbefinden von Jugendlichen während der Schulschliessung aufgrund eines Lockdowns beeinträchtigt? (2) Welche Formen der Bewältigung lassen sich bzgl. des Umgangs mit dieser Situation identifizieren? (3) Hat der Lockdown zur Folge, dass sich innerfamiliäre Beziehungen verändern und Konflikte bis hin zu häuslicher Gewalt zunehmen? (4) Wie schätzen die Jugendlichen den Online-Unterricht während des Lockdowns ein?
    Quelle: Prof. Dr. Dirk Baier, ZHAW (EM)

  • (9.6) Big Data zur COVID-19 Prävention – sinnvoll oder problematisch? Datenschutz in der Forschung und Covid-19
    Aufzeichnung eines Webinars im Rahmen der DPT-Reihe zum Forschungsprojekt "Cutting Crime Impact" mit Assistenzprofessor Dr. Oskar J. Gstrein und Dr. Sebastian Golla.

  • (9.7) Wie groß ist die psychische Belastung für Kinder und Jugendliche durch die Corona-Krise?
    "Der Kontakt mit Freundinnen und Freunden, der soziale Austausch mit Gleichaltrigen und der regelmäßige Schulbesuch sind wichtige Elemente des kindlichen Alltags und der psychischen wie psychosozialen Gesundheit von jungen Menschen. „Ein längerer Ausschluss aus diesen Lern- und Erfahrungsräumen schädigt Kinder und Jugendliche in ihrer kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklung und hinterlässt Spuren, die schon jetzt sichtbar sind und sich auch für längere Zeit nach der Aufhebung der Restriktionen zeigen werden“, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, deren Vizepräsidentin Kathrin Sevecke ist." Quelle: idw-online (EM)

  • (9.8) Weltweite Befragung arbeitender Kinder während der Corona-Pandemie: Hunger ist die größte Angst
    Die weltweite COVID-19-Pandemie hat Kinderarbeiter und ihre Familien hart getroffen, das zeigt eine Befragung der betroffenen Mädchen und Jungen. Erste Ergebnisse der Studie legen dar, dass sich die Situation der Ärmsten unserer gemeinsamen Welt radikal verschärft. Viele Familien sind wegen der Ausgangsbeschränkungen nicht mehr in der Lage, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. COVID-19 hat die Ernährungssituation dramatisch verschlechtert. Es droht aber nicht nur eine Hungerkatastrophe. Quelle: Kindernothilfe (EM)

  • (9.9) Gobal Drug Survey: Special edition on COVID-19
    "Die Coronavirus-Krankheit (COVID-19) ist eine Infektionskrankheit, die durch ein neues Coronavirus verursacht wird und unser Leben in den letzten Monaten drastisch verändert hat. Eine steigende Anzahl an Neuerkrankungen und Todesfällen im Zusammenhang mit COVID-19 hat Regierungen weltweit dazu veranlasst, Maßnahmen wie Einreisesperren, Physical Distancing und Lockdowns zu verordnen, um damit die Verbreitung des Virus einzudämmen und vulnerable Bevölkerungsgruppen bestmöglich zu schützen. Wir möchten mehr darüber erfahren wie sich COVID-19 auf Ihren Alltag, Ihr Wohlbefinden, Ihre psychische Gesundheit, Ihre Beziehungen und Ihren Substanzkonsum ausgewirkt hat. Die Teilnahme an der Spezialausgabe der Umfrage dauert ca. 15 Minuten wenn Sie lediglich Alkohol trinken und ca. 10 Minuten länger, falls Sie noch andere psychoaktive Substanzen konsumieren. Quelle: www.globaldrugsurvey.com/covid19 (EM)

  • (9.10) Newsticker zum Coronavirus der Schweizerischen Koordinations- und Fachstelle Sucht (EM)

  • (9.11) Weltweite Armut könnte durch Corona massiv zunehmen
    "Knapp die Hälfte der Weltbevölkerung könnte durch die Auswirkungen der Coronakrise unter die Verdienstschwelle von 5,50 Dollar pro Tag rutschen. Das geht aus einer Uno-Studie hervor. Forscher der Vereinten Nationen gehen davon aus, dass die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie weitere 395 Millionen Menschen weltweit in extreme Armut stürzen könnten. Die Gesamtzahl der Menschen, die von weniger als 1,90 Dollar pro Tag leben, könne damit auf mehr als eine Milliarde steigen. Das geht aus einer Studie der Universität der Vereinten Nationen hervor." Quelle: DER SPIEGEL (EM)

Ein Service des deutschen Präventionstages.
www.praeventionstag.de

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01.02.2022