16.04.2024

Neue App für Patient*innen mit Post-COVID-Syndrom. Projekt entwickelt mehrsprachige Anwendung

Tägliche Präventions-News Nr.176 zum Themenkomplex Prävention in/nach Zeiten der Corona-Pandemie

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Patient*innen mit dem Post-COVID-Syndrom (PCS) können an einer Vielzahl von Symptomen leiden, die sich mit anderen Krankheitsbildern überlappen. Dies erschwert sowohl die ärztliche Diagnose als auch die selbstständige Recherche der Betroffenen. Ein Forschungsprojekt unter Leitung von Prof. Dr. Anja Richert der TH Köln möchte deshalb eine interaktive Anwendung entwickeln, die gesicherte Informationen bereitstellt und Hausärzt*innen bei der Diagnose unterstützt.

Zwischen zehn und zwanzig Prozent aller COVID-19-Patient*innen leiden laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation an Langzeitfolgen. „Das Post-COVID-Syndrom ist eine komplexe Erkrankung und kann unter anderem Erschöpfung sowie Leistungs-, Aktivitäts- und kognitive Einschränkungen umfassen. Hausärzt*innen als erste Anlaufstation können oft nur schwer bewerten, ob es sich bei den geschilderten Symptomen um PCS handelt. Wir wollen ihnen und ihren Patient*innen daher ein Instrument an die Hand geben, das die Diagnose erleichtert und die Betroffenen dabei unterstützt, sich über die Erkrankung zu informieren“, sagt die Projektkoordinatorin Caterina Neef vom Cologne Cobots Lab der TH Köln.

Avatar kommuniziert mit Patient*innen
Dazu entwickelt das Projektkonsortium eine interaktive Anwendung mit einem virtuellen Ansprechpartner. Dieser Avatar stellt den Betroffenen wissenschaftlichfundierte Fragen zum allgemeinen Gesundheitszustand sowie zu typischen Symptomen von PCS wie Erschöpfung. Dies erleichtert die Dokumentation des eigenen Zustands. „Die selbstständige Datenerfassung ist zum einen eine Hilfe, um sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen. Zum anderen muss man sich im Arztgespräch nicht auf sein Gedächtnis verlassen, sondern kann einen kontinuierlich erfassten Verlauf von zentralen Parametern vorweisen“, so Neef. Auf Wunsch können auch die Daten von Fitnesstrackern eingelesen werden, die den Schlafverlauf, Puls oder Blutdruck messen.

Doch nicht nur die solide Datenbasis erleichtert die Diagnose: Der Avatar kann mehrsprachig mit den Betroffenen kommunizieren und so mögliche Sprachbarrieren zum Hausarzt abbauen. Zunächst sind eine deutsche, türkische und italienische Version geplant. In den gleichen Sprachen können die Nutzer*innen auch Wissen zu ihrer Erkrankung abfragen und diese besser verstehen. „PCS ist ein recht neues Phänomen, bei dem sich der wissenschaftliche Erkenntnisstand schnell ändert. Umso wichtiger sind fundierte Informationen, die im Projekt das Universitätsklinikum Köln bereitstellt und die permanent aktualisiert werden“, betont Neef.

App wird gemeinsam mit Betroffenen entwickelt
Die Projektpartner verfolgen bei der Entwicklung einen co-kreativen Ansatz, in den Betroffene und Mediziner*innen durch Interviews, Fokusgruppen und Workshops eng eingebunden sind. Gemeinsam mit ihnen möchten die Wissenschaftler*innen die Inhalte des Systems gestalten und untersuchen, welche Informationen in welcher Form dargestellt werden müssen, damit sie im medizinischen Praxisalltag einen Mehrwert bringen.

Die grundlegende Technik und die Avatare zur Mensch-Maschinen-Interaktion stammen dabei vom Projektpartner Humanizing Technologies. Das Cologne Cobots Lab der TH Köln steuert unter der Leitung von Prof. Dr. Richert sein Wissen über dialogbasierte Künstliche Intelligenz und das Design von Anwendungen bei. Die neue App soll zunächst von Patient*innen der Post-COVID-Sprechstunde der Uniklinik Köln getestet werden, später ist eine deutschlandweite Testphase geplant. Da das Projekt mit besonders sensiblen, personenbezogenen Daten arbeitet, werden ausschließlich datenschutzkonforme Dienste verwendet, die größtenteils auf Servern der TH Köln laufen.

Im Projekt „HINT: Hybride Interaktive Avatare für Post-COVID-Betroffene“ arbeiten die TH Köln, das Universitätsklinikum Köln und das Unternehmen Humanizing Technologies zwei Jahre lang zusammen. Fördermittelgeber ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Die TH Köln zählt zu den innovativsten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Sie bietet Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland ein inspirierendes Lern-, Arbeits- und Forschungsumfeld in den Sozial-, Kultur-, Gesellschafts-, Ingenieur- und Naturwissenschaften. Zurzeit sind rund 23.500 Studierende in etwa 100 Bachelor- und Masterstudiengängen eingeschrieben. Die TH Köln gestaltet Soziale Innovation – mit diesem Anspruch begegnen wir den Herausforderungen der Gesellschaft. Unser interdisziplinäres Denken und Handeln, unsere regionalen, nationalen und internationalen Aktivitäten machen uns in vielen Bereichen zur geschätzten Kooperationspartnerin und Wegbereiterin.

 

 

Die COVID-19-Pandemie hat seit 2020 einen schrecklichen Tribut an Leben, Krankheit und wirtschaftlicher Verwüstung gefordert und hat vielfältige Auswirkungen auf Gewalt, Kriminalität und Prävention. Deshalb veröffentlichte die Tägliche Präventions-News wöchentlich aktuelle Informationen unter dem Label "Prävention in Zeiten der Corona-Virus-Pandemie". Seit Mai 2023 wird diese Rubrik zwar grundsätzlich fortgesetzt, jedoch nicht mehr im wöchentlichen Rhythmus, sondern in unregelmäßigen Abständen. Internationale Nachrichten und Informationen zu diesem Themenkomplex wurden in englischer Sprache im Rahmen der Daily Prevention News veröffentlicht. Eine Auflistung zentraler Informationsquellen zum gesamten Themenkomplex Coronavirus und COVID-19 veröffentlicht der DPT hier.

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