14.02.2023

Wenn Corona zu Ausgrenzung und Diskriminierung führt – Spaltungsprozessen vorbeugen

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Im Forschungsprojekt StiPEx untersuchen Wissenschaftler*innen der Universität Greifswald ab Februar 2023 Stigmatisierungsprozesse im Kontext der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf gesellschaftliche Spaltungsprozesse. Ziel des Projektes ist es, Ansatzpunkte für Integrationsprozesse und Kommunikation zu identifizieren, die zu nachhaltiger Gemeinschaftsbildung beitragen können. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit ca. 460.000 Euro gefördert.

Corona prägt seit Anfang 2020 sowohl gesellschaftliche Debatten als auch private Auseinandersetzungen. Über außergewöhnlich lange Zeit dominierte die Pandemie die mediale Berichterstattung. Themen wie Maskenpflicht, Corona-Warn-Apps, Impfungen und Quarantäne wurden aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Dabei wurde deutlich, dass die Pandemie nicht nur gesundheitliche, sondern auch gravierende gesellschaftliche Auswirkungen hat. Wie nachhaltig diese sich insbesondere im Erleben Betroffener widerspiegeln, soll im Projekt StiPEx für das Thema Stigmatisierung untersucht werden. Als erlebte Stigmatisierung berichten zum Beispiel Pflegefachkräfte, dass sie von Angehörigen und Freund*innen aus Angst vor Ansteckung gemieden wurden, unabhängig von ihrem Infektionsstatus. In der Folge klagen viele über psychosomatische Beschwerden und negative Gefühle wie Enttäuschung, Verletzung und Einsamkeit.

Das Projekt „Stigmatisierung im Kontext der Corona-Pandemie: Exploration psychosozialer Prozesse und intersektionaler Aspekte und ihre Bedeutung für die Prävention“ (StiPEx) hat das Ziel, Entstehung, Aufrechterhaltung und Auswirkungen von (multipler) Stigmatisierung im Kontext der Corona-Pandemie zu erforschen, Ansatzpunkte für Prävention zu identifizieren und Empfehlungen für stigmafreie Kommunikation abzuleiten.

Zu diesem Zweck sollen von Stigmatisierung betroffene und bedrohte Personen, darunter auch medizinisches Fachpersonal, selbst zu Wort kommen. Zudem werden in einer großen nationalen Befragung Menschen aus der Allgemeinbevölkerung zu ihren stigmatisierenden Einstellungen befragt und Interventionen zur Entstigmatisierung im Kontext von pandemischem Geschehen analysiert. Unter anderem soll erfasst werden: Wie weit verbreitet sind stigmatisierende Einstellungen gegenüber an Corona erkrankten oder corona-symptomatischen Personen in der Bevölkerung? Welche Rolle spielen Alter oder ethnische Zugehörigkeit bei Stigmatisierungen? Wie wirksam sind Anti-Stigma-Interventionen in der breiten Bevölkerung.

Aus den Befragungsergebnissen werden Handlungs- und Kommunikationsempfehlungen für politische Entscheidungsträger*innen sowie für interventionelle Angebote in sozialen Kontexten wie Schulen, Arbeitswelten und Gesundheitsversorgung entwickelt. Langfristig soll somit gesellschaftlichen Stigmatisierungsprozessen entgegengewirkt und die Resilienz für zukünftige Pandemien und ähnliche Krisenlagen erhöht werden.

Projektleiter Jun.-Prof. Dr. Samuel Tomczyk: „Die internationale Forschung gibt Hinweise darauf, dass Stigmatisierung nachhaltig gesellschaftliche Spaltung begünstigen kann. Daher ist es wichtig, sich mit Stigmatisierungsprozessen auseinanderzusetzen, die durch die Pandemie zu Tage getreten sind, um sie besser zu verstehen und ihre Ursachen anzugehen. So können Betroffene, im privaten wie im beruflichen Umfeld, besser unterstützt und langfristig Möglichkeiten für präventives, gesellschaftliches Handeln geschaffen werden.“

Ein Service des deutschen Präventionstages.
www.praeventionstag.de

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