02.06.2022
Polizei-Newsletter Nr. 264, Juni 2022
Weitere News
zu dem Thema
Der Polizei-Newsletter wird erstellt durch Professor Dr. Thomas Feltes, Ruhr-Universität Bochum, www.polizei-newsletter.de
1. Polizeidaten und Kriminalgeografie – eine Studie aus Deutschland
2. Herkunft, Bildung und deren Folgen
3. Polizei und Menschenrechte
4. Kosten der Kriminalität – eine Studie aus Australien
5. Komplexität und unvermeidliche Fehler in der Polizeiarbeit
6. Polizeiliche Integrität – betrachtet vor dem Hintergrund der Besetzung der Niederlande durch deutsches Militär
7. Straßenbeleuchtung und Kriminalität
8. Häusliche Gewalt in Polizeifamilien
9. In den USA sterben mehr Jugendliche durch Waffen als im Straßenverkehr
10. Starker Anstieg bei psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen in den USA
11. De-Eskalationstraining wirkt
12. Mental Health Response Team erfolgreich
13. World Migration Report veröffentlicht
14. Vorhersage schwerer Straftaten
15. Covid-19 und Cyberkriminalität
16. Die „Lebenslauf-Theorie“ – eine Übersicht
1. Polizeidaten und Kriminalgeografie – eine Studie aus Deutschland
Polizei- und Umfragedaten bieten verschiedene Grundlagen für Forschungen zu Kriminalität und Delinquenz. Die Verknüpfung von polizeilichen Daten mit lokalen kriminologischen Erhebungen ermöglichst neue Erkenntnisse über die Rolle von Wohn- und Schulkontexten für Jugendkriminalität und Gewalt. Daten einer vierwelligen Längsschnittstudie von mehr als 3800 Schülern wurden mit räumlich aggregierten Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik für die Jahre 2013–2016 verknüpft. Die Simulation von Adressen in der Nähe kann als Werkzeug für die anonymisierte Datenverknüpfung dienen und zeigen, wie wichtig die Kenntnis der lokalen Datenerfassungspraktiken ist, um die Genauigkeit der Geocodierung von Kriminalitätsdaten auf Adressebene zu bewerten. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/15614263.2022.2046569
2. Herkunft, Bildung und deren Folgen
Elterliche Ressourcen sind entscheidend für die Entwicklung ihrer Kinder. Diese Studie ist die erste, die eine dynamische Lebenslaufbewertung des Herkunft-Bildung-Ziel-Dreiecks unter Verwendung einer sog. „kausalen Mediationsanalyse“ liefert. Befunde mit Paneldaten des Deutschen Sozio-ökonomischen Panels stimmen weitgehend mit Hypothesen für verschiedene Maße der sozialen Herkunft und der sozialen Destination überein. Insgesamt zeigt diese Studie, wie diese Form der Datenanalyse präzise Wirkungsdefinitionen liefert, die es Wissenschaftlern ermöglichen, Mechanismen zu bewerten, wenn Statusübertragungsprozesse von Bildungsabschlüssen abhängen. https://academic.oup.com/esr/advance-article/doi/10.1093/esr/jcac018/6572116
3. Polizei und Menschenrechte
Menschenrechte sind zu einem dominierenden Paradigma in Polizeireformprojekten weltweit geworden. Solche Projekte gehen häufig von einer Konzeption der Menschenrechte als eigenständigem, kohärentem und legitimiertem Normenwerk aus. Es ist ein Paradigma, das durch formales Training, Verfahren und Aufsicht verwirklicht wird. Ausgehend von ausführlichen Interviews mit Nachwuchspolizeibeamten wird deutlich, wie Menschenrechte aus den Kleinigkeiten ihres Arbeitslebens hervorgehen und in diese eingebettet sind. Das Vorhandensein und die Bedeutung der Menschenrechte werden durch eine Reihe von „sinnstiftenden“ Narrativen aufrechterhalten, die aus der reichhaltigen Vermischung von rechtlichen und organisatorischen Darstellungen von Rechten und den eigenen Erfahrungen der Beamten entstehen. In einer vierfachen Typologie, die die Stabilität und Kohärenz des Menschenrechtsparadigmas, aber auch Verallgemeinerungen über die Polizeikultur stört, werden subtile Variationen, Inkonsistenzen und Widersprüche in der Sinneswahrnehmung der Beamten offenbart. https://academic.oup.com/bjc/article/62/3/551/6332753
4. Kosten der Kriminalität – eine Studie aus Australien
Die Kosten der schweren und organisierten Kriminalität in Australien in den Jahren 2020 – 2021 werden auf 24,8 bis 60,1 Milliarden US-Dollar geschätzt. Der Bericht berücksichtigt die direkten und Folgekosten der Kriminalität sowie die Kosten für staatliche Stellen, Unternehmen und Einzelpersonen im Zusammenhang mit der Prävention und Bekämpfung von schwerer und organisierter Kriminalität. Es ist demnach klar, dass die Auswirkungen der schweren und organisierten Kriminalität auf die australische Wirtschaft erheblich sind. https://www.aic.gov.au/publications/sr/sr38
5. Komplexität und unvermeidliche Fehler in der Polizeiarbeit
In einem Aufsatz weist der bekannte Polizeiwissenschaftler Tim Newburn darauf hin, dass es Gefahren birgt, das Potenzial der sog. Verfahrensgerechtigkeit (procedural justice) zu überschätzen, nicht zuletzt durch das Vergessen einiger entscheidender Lehren aus der Geschichte der Polizeiforschung. Die inhärente Komplexität der Polizeiarbeit und die darin enthaltenen unvermeidlichen Fehler müssten stärker berücksichtigt werden. Kontroversen und Meinungsverschiedenheiten sind eher die Regel als die Ausnahme in der Polizeiarbeit, und viele Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten resultieren aus der Natur der Polizeiarbeit. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/10439463.2022.2037557
6. Polizeiliche Integrität – betrachtet vor dem Hintergrund der Besetzung der Niederlande durch deutsches Militär
Unter dem Titel: „Police Integrity - Lessons from the German Occupation” hat die Polizeiakademie der Niederlande einen Lehrfilm zum Thema Integrität in der Polizei erstellt. Guus Meershoek erstellt seit vielen Jahren solche Filme für die niederländische Polizei, und zwei sind jetzt mit englischen Untertiteln versehen worden. https://www.youtube.com/watch?v=mmfvrYUgSMs . Und unter dem Titel „Reconnecting with Citizens. History of the Dutch Police” beschäftigt sich ein weiterer Film von Guus Meershoek mit der Beziehung zwischen Bürgern und Polizei. https://www.youtube.com/watch?v=7PVETB_1Caw
7. Straßenbeleuchtung und Kriminalität
Eine Metaanalyse zur Wirkung von Straßenbeleuchtung auf die Kriminalität an öffentlichen Orten hat 21 Studien aus vier Ländern (USA, GB, Brasilien und Südkorea) ausgewertet und deckt fast 50 Jahre ab. Eine verbesserte Straßenbeleuchtung ist demnach mit einer signifikanten positiven Wirkung auf die Gesamtkriminalität verbunden (14 % Reduzierung im Vergleich zu Kontrollbereichen). Verbesserte Straßenbeleuchtung führt zu einem deutlichen Rückgang der Eigentumsdelikte, nicht aber der Gewaltdelikte. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=906
8. Häusliche Gewalt in Polizeifamilien
Anhand von Daten aus einer Studie zu Polizeistress und häuslicher Gewalt in Polizeifamilien in Baltimore, Maryland 1997–1999 wurde die Täter-Opfer-Überschneidung bei der Polizei untersucht. Konkret untersuchte die Studie die Rolle von elterlicher Gewalt, Kindesmisshandlung und arbeitsbedingtem Stress bei der Täterschaft von Gewalt und bei der Viktimisierung. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass arbeitsbedingter Stress (negative Emotionen) signifikant mit eigener häuslicher Polizeigewalt in Verbindung steht, während elterliche Gewalt, Kindesmisshandlung und negative Emotionen signifikant mit Viktimisierung zusammenhängen. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24047050/
9. In den USA sterben mehr Jugendliche durch Waffen als im Straßenverkehr
Seit 2017 starben in den USA mehr Menschen unter 24 Jahren durch Schusswaffen als im Straßenverkehr. Eine umfangreiche Analyse beschäftigt sich mit den Hintergründen – auch als Audio-Interview verfügbar. https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMp2200169
10. Starker Anstieg bei psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen in den USA
Nach Beginn der Pandemie sind die psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen in den USA um bis zu 50% angestiegen. Dabei bleiben vor allem bei Depressionen die Mehrzahl der Erkrankungen unbehandelt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=907
11. De-Eskalationstraining wirkt
Die Änderung der Politik des Polizeieinsatzes und die Ausbildung in Deeskalationstaktiken ist eine der am häufigsten empfohlenen Polizeireformmaßnahmen. Trotz der weit verbreiteten Förderung und Verbreitung von Deeskalationstrainings hat bis heute keine Forschung empirisch gezeigt, dass diese Trainings die Anwendung von Gewalt im Feld reduzieren. Eine Studie in den USA hat nun unter Verwendung eines randomisierten, kontrollierten Studiendesigns statistisch signifikante Verringerungen bei der Anwendung von Gewaltvorfällen (–28,1 %), Verletzungen von Bürgern (–26,3 %) und Polizeibeamten (–36,0 %) gezeigt. Die kombinierten Analysen zeigen robuste, konsistente und unmittelbare Auswirkungen auf die Anwendung von Polizeigewalt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=908
12. Mental Health Response Team erfolgreich
Die Co-Response Team (CRT)-Initiative, die 2020/2021 in Wellington (Neuseeland) entwickelt und erprobt wurde, hat sich bewährt, zumal weiterhin mit der Zunahme von Notrufen im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit zu rechnen ist. Das Modell kombiniert die Fähigkeiten eines Polizeibeamten, eines Sanitäters und eines Spezialisten für psychische Gesundheit, um auf Notrufe in Verbindung mit psychischer Gesundheit und Suiziddrohung zu reagieren. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=909
13. World Migration Report veröffentlicht
Seit 2000 erstellt die IOM (International Organization for Migration, Teil der UN) weltweite Migrationsberichte. Der World Migration Report 2022 präsentiert Eckdaten und Informationen zum Thema Migration sowie thematische Kapitel zu hochaktuellen Migrationsfragen. https://worldmigrationreport.iom.int/wmr-2022-interactive/
14. Vorhersage schwerer Straftaten
Risikobewertungsinstrumente werden zunehmend weltweit eingesetzt – auch für den Bereich der Kriminalität. In einer Studie in Australien wurde ein Risikobewertungstool für sog. „Rockerkriminalität“ entwickelt, das schwere Straftaten vorhersagen sollte. In die Studie wurden mehrere tausend Straftaten und Täter der Jahre 1998 bis 2020 einbezogen. Das Modell prognostizierte Straftaten mit einem hohen Grad an Genauigkeit und soll zudem in der Lage sein, Täter vor dem Eskalationspunkt genau zu identifizieren. https://www.aic.gov.au/publications/tandi/tandi646
15. Covid-19 und Cyberkriminalität
Die COVID-19-Pandemie hat zu einer Zunahme von Cyberkriminalität und Online-Betrug und damit zu einem neuen, komplexen Betrug mit Dating-Sites und Kryptowährungen geführt. Ein Beitrag erklärt, wie die organisierte Kriminalität hier tätig ist. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=910
16. Die „Lebenslauf-Theorie“ – eine Übersicht
Die Lebenslauf-Theorie postuliert, dass die individuelle Lebenserfahrung mit Dynamiken verbunden ist, die von historischen und sozioökonomischen Faktoren angetrieben werden. Im kriminologischen Kontext ist die zentrale Idee der Lebensverlaufstheorie, dass delinquentes Verhalten in der Kindheit, Jugendkriminalität und Straftaten im frühen Erwachsenenalter wahrscheinlicher sind, wenn die Bindung eines Individuums an die Gesellschaft schwach oder gebrochen ist. Es werden Wendepunkte betont, die im Laufe des Lebens einer Person auftreten können, die ihre Verbindung zur Gesellschaft und ihren Institutionen, das Niveau der sozialen Kontrolle und damit die Wahrscheinlichkeit, in kriminelles Verhalten verwickelt zu werden, beeinflussen. Eine gute Übersicht über diese Theorie findet sich hier http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=911
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1. Polizeidaten und Kriminalgeografie – eine Studie aus Deutschland
2. Herkunft, Bildung und deren Folgen
3. Polizei und Menschenrechte
4. Kosten der Kriminalität – eine Studie aus Australien
5. Komplexität und unvermeidliche Fehler in der Polizeiarbeit
6. Polizeiliche Integrität – betrachtet vor dem Hintergrund der Besetzung der Niederlande durch deutsches Militär
7. Straßenbeleuchtung und Kriminalität
8. Häusliche Gewalt in Polizeifamilien
9. In den USA sterben mehr Jugendliche durch Waffen als im Straßenverkehr
10. Starker Anstieg bei psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen in den USA
11. De-Eskalationstraining wirkt
12. Mental Health Response Team erfolgreich
13. World Migration Report veröffentlicht
14. Vorhersage schwerer Straftaten
15. Covid-19 und Cyberkriminalität
16. Die „Lebenslauf-Theorie“ – eine Übersicht
1. Polizeidaten und Kriminalgeografie – eine Studie aus Deutschland
Polizei- und Umfragedaten bieten verschiedene Grundlagen für Forschungen zu Kriminalität und Delinquenz. Die Verknüpfung von polizeilichen Daten mit lokalen kriminologischen Erhebungen ermöglichst neue Erkenntnisse über die Rolle von Wohn- und Schulkontexten für Jugendkriminalität und Gewalt. Daten einer vierwelligen Längsschnittstudie von mehr als 3800 Schülern wurden mit räumlich aggregierten Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik für die Jahre 2013–2016 verknüpft. Die Simulation von Adressen in der Nähe kann als Werkzeug für die anonymisierte Datenverknüpfung dienen und zeigen, wie wichtig die Kenntnis der lokalen Datenerfassungspraktiken ist, um die Genauigkeit der Geocodierung von Kriminalitätsdaten auf Adressebene zu bewerten. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/15614263.2022.2046569
2. Herkunft, Bildung und deren Folgen
Elterliche Ressourcen sind entscheidend für die Entwicklung ihrer Kinder. Diese Studie ist die erste, die eine dynamische Lebenslaufbewertung des Herkunft-Bildung-Ziel-Dreiecks unter Verwendung einer sog. „kausalen Mediationsanalyse“ liefert. Befunde mit Paneldaten des Deutschen Sozio-ökonomischen Panels stimmen weitgehend mit Hypothesen für verschiedene Maße der sozialen Herkunft und der sozialen Destination überein. Insgesamt zeigt diese Studie, wie diese Form der Datenanalyse präzise Wirkungsdefinitionen liefert, die es Wissenschaftlern ermöglichen, Mechanismen zu bewerten, wenn Statusübertragungsprozesse von Bildungsabschlüssen abhängen. https://academic.oup.com/esr/advance-article/doi/10.1093/esr/jcac018/6572116
3. Polizei und Menschenrechte
Menschenrechte sind zu einem dominierenden Paradigma in Polizeireformprojekten weltweit geworden. Solche Projekte gehen häufig von einer Konzeption der Menschenrechte als eigenständigem, kohärentem und legitimiertem Normenwerk aus. Es ist ein Paradigma, das durch formales Training, Verfahren und Aufsicht verwirklicht wird. Ausgehend von ausführlichen Interviews mit Nachwuchspolizeibeamten wird deutlich, wie Menschenrechte aus den Kleinigkeiten ihres Arbeitslebens hervorgehen und in diese eingebettet sind. Das Vorhandensein und die Bedeutung der Menschenrechte werden durch eine Reihe von „sinnstiftenden“ Narrativen aufrechterhalten, die aus der reichhaltigen Vermischung von rechtlichen und organisatorischen Darstellungen von Rechten und den eigenen Erfahrungen der Beamten entstehen. In einer vierfachen Typologie, die die Stabilität und Kohärenz des Menschenrechtsparadigmas, aber auch Verallgemeinerungen über die Polizeikultur stört, werden subtile Variationen, Inkonsistenzen und Widersprüche in der Sinneswahrnehmung der Beamten offenbart. https://academic.oup.com/bjc/article/62/3/551/6332753
4. Kosten der Kriminalität – eine Studie aus Australien
Die Kosten der schweren und organisierten Kriminalität in Australien in den Jahren 2020 – 2021 werden auf 24,8 bis 60,1 Milliarden US-Dollar geschätzt. Der Bericht berücksichtigt die direkten und Folgekosten der Kriminalität sowie die Kosten für staatliche Stellen, Unternehmen und Einzelpersonen im Zusammenhang mit der Prävention und Bekämpfung von schwerer und organisierter Kriminalität. Es ist demnach klar, dass die Auswirkungen der schweren und organisierten Kriminalität auf die australische Wirtschaft erheblich sind. https://www.aic.gov.au/publications/sr/sr38
5. Komplexität und unvermeidliche Fehler in der Polizeiarbeit
In einem Aufsatz weist der bekannte Polizeiwissenschaftler Tim Newburn darauf hin, dass es Gefahren birgt, das Potenzial der sog. Verfahrensgerechtigkeit (procedural justice) zu überschätzen, nicht zuletzt durch das Vergessen einiger entscheidender Lehren aus der Geschichte der Polizeiforschung. Die inhärente Komplexität der Polizeiarbeit und die darin enthaltenen unvermeidlichen Fehler müssten stärker berücksichtigt werden. Kontroversen und Meinungsverschiedenheiten sind eher die Regel als die Ausnahme in der Polizeiarbeit, und viele Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten resultieren aus der Natur der Polizeiarbeit. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/10439463.2022.2037557
6. Polizeiliche Integrität – betrachtet vor dem Hintergrund der Besetzung der Niederlande durch deutsches Militär
Unter dem Titel: „Police Integrity - Lessons from the German Occupation” hat die Polizeiakademie der Niederlande einen Lehrfilm zum Thema Integrität in der Polizei erstellt. Guus Meershoek erstellt seit vielen Jahren solche Filme für die niederländische Polizei, und zwei sind jetzt mit englischen Untertiteln versehen worden. https://www.youtube.com/watch?v=mmfvrYUgSMs . Und unter dem Titel „Reconnecting with Citizens. History of the Dutch Police” beschäftigt sich ein weiterer Film von Guus Meershoek mit der Beziehung zwischen Bürgern und Polizei. https://www.youtube.com/watch?v=7PVETB_1Caw
7. Straßenbeleuchtung und Kriminalität
Eine Metaanalyse zur Wirkung von Straßenbeleuchtung auf die Kriminalität an öffentlichen Orten hat 21 Studien aus vier Ländern (USA, GB, Brasilien und Südkorea) ausgewertet und deckt fast 50 Jahre ab. Eine verbesserte Straßenbeleuchtung ist demnach mit einer signifikanten positiven Wirkung auf die Gesamtkriminalität verbunden (14 % Reduzierung im Vergleich zu Kontrollbereichen). Verbesserte Straßenbeleuchtung führt zu einem deutlichen Rückgang der Eigentumsdelikte, nicht aber der Gewaltdelikte. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=906
8. Häusliche Gewalt in Polizeifamilien
Anhand von Daten aus einer Studie zu Polizeistress und häuslicher Gewalt in Polizeifamilien in Baltimore, Maryland 1997–1999 wurde die Täter-Opfer-Überschneidung bei der Polizei untersucht. Konkret untersuchte die Studie die Rolle von elterlicher Gewalt, Kindesmisshandlung und arbeitsbedingtem Stress bei der Täterschaft von Gewalt und bei der Viktimisierung. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass arbeitsbedingter Stress (negative Emotionen) signifikant mit eigener häuslicher Polizeigewalt in Verbindung steht, während elterliche Gewalt, Kindesmisshandlung und negative Emotionen signifikant mit Viktimisierung zusammenhängen. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24047050/
9. In den USA sterben mehr Jugendliche durch Waffen als im Straßenverkehr
Seit 2017 starben in den USA mehr Menschen unter 24 Jahren durch Schusswaffen als im Straßenverkehr. Eine umfangreiche Analyse beschäftigt sich mit den Hintergründen – auch als Audio-Interview verfügbar. https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMp2200169
10. Starker Anstieg bei psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen in den USA
Nach Beginn der Pandemie sind die psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen in den USA um bis zu 50% angestiegen. Dabei bleiben vor allem bei Depressionen die Mehrzahl der Erkrankungen unbehandelt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=907
11. De-Eskalationstraining wirkt
Die Änderung der Politik des Polizeieinsatzes und die Ausbildung in Deeskalationstaktiken ist eine der am häufigsten empfohlenen Polizeireformmaßnahmen. Trotz der weit verbreiteten Förderung und Verbreitung von Deeskalationstrainings hat bis heute keine Forschung empirisch gezeigt, dass diese Trainings die Anwendung von Gewalt im Feld reduzieren. Eine Studie in den USA hat nun unter Verwendung eines randomisierten, kontrollierten Studiendesigns statistisch signifikante Verringerungen bei der Anwendung von Gewaltvorfällen (–28,1 %), Verletzungen von Bürgern (–26,3 %) und Polizeibeamten (–36,0 %) gezeigt. Die kombinierten Analysen zeigen robuste, konsistente und unmittelbare Auswirkungen auf die Anwendung von Polizeigewalt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=908
12. Mental Health Response Team erfolgreich
Die Co-Response Team (CRT)-Initiative, die 2020/2021 in Wellington (Neuseeland) entwickelt und erprobt wurde, hat sich bewährt, zumal weiterhin mit der Zunahme von Notrufen im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit zu rechnen ist. Das Modell kombiniert die Fähigkeiten eines Polizeibeamten, eines Sanitäters und eines Spezialisten für psychische Gesundheit, um auf Notrufe in Verbindung mit psychischer Gesundheit und Suiziddrohung zu reagieren. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=909
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Die COVID-19-Pandemie hat zu einer Zunahme von Cyberkriminalität und Online-Betrug und damit zu einem neuen, komplexen Betrug mit Dating-Sites und Kryptowährungen geführt. Ein Beitrag erklärt, wie die organisierte Kriminalität hier tätig ist. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=910
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Die Lebenslauf-Theorie postuliert, dass die individuelle Lebenserfahrung mit Dynamiken verbunden ist, die von historischen und sozioökonomischen Faktoren angetrieben werden. Im kriminologischen Kontext ist die zentrale Idee der Lebensverlaufstheorie, dass delinquentes Verhalten in der Kindheit, Jugendkriminalität und Straftaten im frühen Erwachsenenalter wahrscheinlicher sind, wenn die Bindung eines Individuums an die Gesellschaft schwach oder gebrochen ist. Es werden Wendepunkte betont, die im Laufe des Lebens einer Person auftreten können, die ihre Verbindung zur Gesellschaft und ihren Institutionen, das Niveau der sozialen Kontrolle und damit die Wahrscheinlichkeit, in kriminelles Verhalten verwickelt zu werden, beeinflussen. Eine gute Übersicht über diese Theorie findet sich hier http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=911
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Weitere News vom Donnerstag, 2. Juni 2022
- DPT-TV #14: Immer mittwochs um 11 Uhr
- Newsletter Mai 2022 der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung
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