16.01.2023

Fake News sind weit mehr als erfundene Nachrichten

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Sogenannte Fake News sind nicht erst seit der Präsidentschaft Donald Trumps oder der Corona-Pandemie massenhaft auf dem Vormarsch. Dabei geht es um weit mehr als nur erfundene Nachrichten, wie eine neue Studie der WHU – Otto Beisheim School of Management zeigt. Auch zahlreiche manipulative Argumentationstechniken können richtige Nachrichten so verzerren, dass sie die öffentliche Meinung beeinflussen. Besonders heikel dabei: Sie sind schwerer zu erkennen, und ihre Verbreitung wird weniger bemerkt.

Fake News können viele Gesichter haben, und nur eines davon – wenn auch das bekannteste – ist der frei erfundene Inhalt einer Nachricht. Die Internet Encyclopedia of Philosophy (dt.: Internet-Enzyklopädie der Philosophie) kennt mittlerweile mehr als 200 manipulative Argumentationstechniken, die eingesetzt werden, um Einfluss auf die Meinung von Lesern zu nehmen oder die eigene Position im öffentlichen Diskurs zu stärken. Die von Forschern der WHU – Otto Beisheim School of Management durchgeführte Studie „Shades of Fake News: How Fallacies Influence Consumers’ Perception” zeigt, dass Fake News also nicht nur durch falsche Inhalte zustande kommen, sondern auch durch die Art und Weise, wie die Nachricht präsentiert wird. Diese manipulativen Argumentationstechniken sind für die Konsumenten schwerer zu enttarnen als erfundene Inhalte, sind ein Grauberich von Fake News und verbreiten sich deshalb oftmals ungehindert weiter.

Die Autoren der Studie kommen zu dem Ergebnis, dass Fake News insbesondere in unsicheren Zeiten auf fruchtbaren Boden fallen. Beispielsweise beleuchtet die Studie, die nun in der renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschrift European Journal of Information Systems veröffentlicht wird, die Wahlmanipulation in Amerika durch Social Media und den sogenannten „Dieselgate“-Abgasskandal. Die untersuchten Argumentationstechniken kamen später auch während der Coronapandemie zum Tragen. So waren beispielsweise Virologen nicht immer einer Meinung, wie die Pandemie weiter verlaufen würde. Die öffentliche und mediale Kritik an ihren Argumenten fiel dabei nicht immer sachlich aus, sondern fokussierte sich stattdessen oft darauf, die jeweilige Person persönlich anzugreifen und zu diskreditieren. Die Wissenschaft bezeichnet diese manipulative Argumentationstechnik als „Argumentum ad hominem“.

Ein weiteres Beispiel für eine manipulative Argumentationstechnik ist das sogenannte „falsche Dilemma“: Sie verdichtet die Entscheidungsoptionen auf zwei Extreme – in der Hoffnung, dass die eigene Position als die vermeintlich bessere wahrgenommen und mehrheitsfähig wird. So stellten während der COVID-19-Pandemie Politiker unterschiedlicher Lager den Gesundheitsschutz und die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland als unvereinbare Positionen gegenüber – und unterstellten damit, dass nur eines der beiden Ziele verfolgt werden könne. Mögliche Mittelwege wurden in der Diskussion außer Acht gelassen.

Da manipulative Argumentationstechniken für viele Menschen schwer zu entdecken sind, empfiehlt Prof. Dr. Christian Schlereth: „Skeptisch sollten Leser werden, wenn sie sich von einer Aussage oder Nachricht vorwiegend auf einer emotionalen und nicht auf einer sachlichen Ebene angesprochen fühlen.“

Ein Service des deutschen Präventionstages.
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