12.11.2023

Bericht des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors mit Schwerpunkt Gesundheit

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Viele Menschen in Deutschland erfahren Diskriminierung oder Rassismus. Diese Erfahrungen unterscheiden sich deutlich in ihrer Art, ihrer Häufigkeit, nach sozialen Gruppen, nach Merkmalen und nach den sozialen Räumen, in denen sie stattfinden. Dies zeigt der erste Bericht des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors, der heute erschienen ist. Der Bericht ist ein wichtiger Schritt für die Etablierung eines dauerhaften Monitorings in Deutschland. Er zeigt: Wiederholte Erfahrungen mit Diskriminierung und Rassismus haben Folgen für die Gesundheit und hängen nachweislich mit einem Vertrauensverlust in staatliche Institutionen zusammen – das kann die Demokratie schwächen und bedrohen.  
 
Die Direktorin des DeZIM-Instituts, Prof. Dr. Naika Foroutan: „Die Intensität sowie die Konsequenzen erlebter Diskriminierung sind in Deutschland ungleich verteilt. Am häufigsten trifft es Bevölkerungsgruppen, die rassistisch markiert sind und deren Zugehörigkeit zu Deutschland immer wieder Gegenstand der öffentlichen Debatten ist: Schwarze, asiatische und muslimische Menschen. Mehr als jede zweite Schwarze Person (54 %) berichtet von Rassismuserfahrungen in der Öffentlichkeit. 41 % der Schwarzen Männer und auch 39 % der muslimischen Männer erleben rassistische Diskriminierung bei der Polizei – im Vergleich zu 9 % der weißen Männer. Aber auch ein Drittel der Schwarzen Frauen (34 %) erlebt Rassismus bei der Polizei – im Vergleich zu 5 % der weißen Frauen. Ebenso schneiden Ämter und Behörden schlecht ab: Etwa jede zweite muslimische Person beschreibt hier rassistische Diskriminierung, aber auch knapp 40 % der asiatischen Menschen – im Vergleich zu 13 % der nicht rassistisch markierten (weißen) Menschen. Das darf in Demokratien nicht passieren, dass gerade deren Ämter und Institutionen nicht alle Menschen gleichbehandeln.“  

Der Direktor des DeZIM-Instituts, Prof. Dr. Frank Kalter: „In diesem Bericht haben wir einen Schwerpunkt auf das Gesundheitswesen gelegt. Diskriminierung findet hier an unterschiedlichen Stellen statt. Rassistisch markierte Personen erhalten zum Beispiel schlechter Termine und finden weniger Gehör mit ihren Leiden. Schwarze, muslimische oder asiatische Frauen und Männer geben jeweils mehr als doppelt so häufig wie der Rest der Bevölkerung an, im letzten Jahr medizinische Behandlungen aus Angst vor Schlechterbehandlung verzögert oder vermieden zu haben. Unsere Daten zeigen, dass Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen auch sehr deutlich mit Angststörungen oder depressiven Symptomen zusammenhängen. Gleichzeitig führen sie zu einer schnelleren Aufgabe bei der Terminsuche nach entsprechenden Behandlungen – hier verstärken sich Ungleichheitsmechanismen gegenseitig. Auf Basis der Ergebnisse und Handlungsempfehlungen des Berichts können gezielte präventive Maßnahmen entwickelt und Betroffene und zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich täglich für eine demokratische, freie und friedliche Gesellschaft einsetzen, noch besser unterstützt werden.“ 

Für den aktuellen Monitoringbericht haben die Wissenschaftler*innen des DeZIM-Instituts untersucht, welche Diskriminierungserfahrungen die Menschen in Deutschland machen. Von Juni bis November 2022 haben sie dazu eine umfangreiche repräsentative Befragung durchgeführt, an der mehr als 21.000 Personen in Deutschland teilgenommen haben. Für den Schwerpunkt Gesundheit wurden weitere qualitative Studien durchgeführt und zahlreiche weitere Daten erhoben oder neu ausgewertet.  

Der Deutsche Bundestag hat im Juli 2020 erstmals Mittel bereitgestellt, um am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) einen Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa) aufzubauen. In seinem Maßnahmenkatalog bekräftigte der Kabinettausschuss zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus im November 2020, die Forschung zu Rassismus am DeZIM ausbauen zu wollen. Diese Aufgabe hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) übernommen, welches das DeZIM als ressortforschungsähnliche Einrichtung hierfür fördert. Die aktuelle Bundesregierung hat die Verstetigung des NaDiRa im Koalitionsvertrag bekräftigt.

Weitere Informationen: 

Ein Service des deutschen Präventionstages.
www.praeventionstag.de

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