06.03.2023

Baden-Württemberg: Jugendstudie 2022 vorgestellt

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Der größte Teil der Schülerinnen und Schüler im Land, nämlich 79 Prozent, fühlt sich an ihrer Schule wohl - das ist eines der Ergebnisse der „Jugendstudie Baden-Württemberg 2022“, die heute vorgestellt wurde. Bereits zum sechsten Mal wurden Schülerinnen und Schülern der neunten Klassen in Baden-Württemberg zu den Themen befragt, die sie bewegen.

Wie geht es den Jugendlichen in Baden-Württemberg? Welche Themen bewegen sie? Welche Sorgen haben sie? Was denken sie über die Schule? Fühlen sie sich dort wohl? Wie ist ihre Haltung zur Demokratie? Diese und weitere Fragen haben im Auftrag des Kultusministeriums Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Stuttgart Schülerinnen und Schülern der neunten Klassen in Baden-Württemberg gestellt. Das Projekt wurde geleitet von Prof. Dr. André Bächtiger, Prof. Dr. Christine Sälzer, Prof. Dr. Susanne Vogl und Jun.-Prof. Dr. Maria Wirzberger. Ihre Ergebnisse liegen nun als ‚Jugendstudie Baden-Württemberg 2022‘ vor, die bereits zum sechsten Mal durchgeführt wurde, zum ersten Mal aber in Zusammenarbeit mit der Universität Stuttgart. Insgesamt wurden die Rückmeldungen von 2.160 Schülerinnen und Schülern aus 107 Schulen in die Auswertung einbezogen; mithilfe statistischer Verfahren können die Ergebnisse als repräsentativ angesehen werden. Ein wichtiges Ergebnis der Auswertung: 79 Prozent der Befragten fühlen sich in ihrer Schule wohl.

„Die Schule ist ein wichtiger Bestandteil im Leben der Jugendlichen. Sie ist nicht nur Lernort, sondern sie ist auch ein Lebensraum für Kinder und Jugendliche. Desto wichtiger ist es, dass sie sich dort wohl fühlen. Umso schlimmer war es, als in der Corona-Pandemie dieser wichtige Teil ihres Lebensraums weggebrochen ist. Dass Schulen in der Pandemie so lange geschlossen waren, das war in der Rückschau ein Fehler.“, sagt Kultusministerin Theresa Schopper. Sie ergänzt: „Wir wollen im Anschluss an die Studie mit den Jugendlichen in einen Dialog kommen. Wir wollen ihre Themen, Fragen und Meinungen im Kontakt mit der Politik besprechen.“ Im zweiten Quartal dieses Jahres sollen daher sechs regionale Jugendkonferenzen stattfinden, um die aus der Studie gewonnenen Erkenntnisse gemeinsam mit den Jugendlichen zu besprechen. Anschließend sollen die Erkenntnisse aus den Konferenzen in einer großen Fachkonferenz im Sommer 2023 zusammengetragen werden.

Sorgen wegen Krieg und Terror, Sympathien für Demokratie

Im Sorgen-Ranking der Jugendlichen rangiert der Themenkomplex „Krieg/Terror“ an erster Stelle: 67 Prozent aller Befragten machen sich hierzu große oder sogar sehr große Sorgen. Ebenfalls sorgenvolle Mienen bereiten Schülerinnen und Schüler die Themen ‚Soziale Ungleichheit/Armut‘, der Klimawandel. Die Studie ergibt, dass 57 Prozent die Aussage bejahen, dass wir auf eine Umweltkatastrophe zusteuern, wenn wir so weitermachen wie bisher. Aussagen wie ‚Die Menschen haben das Recht, die Natur nach ihren Bedürfnissen umzugestalten‘ oder ‚Pflanzen und Tiere existieren hauptsächlich, um von den Menschen genutzt zu werden‘ erhalten wenig Zustimmung. Zu diesem Umweltbewusstsein trägt die Leitperspektive Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) im Bildungsplan und das große Engagement vieler Schulen in diesem Bereich wesentlich bei.

Mit der Demokratie sind 47 Prozent äußerst oder eher zufrieden. Ein demokratisches System wird entsprechend auch immer noch gegenüber den anderen Typen von politischen Systemen (und noch deutlicher gegenüber nichtdemokratischen Regierungsformen) bevorzugt. So bewerten 88 Prozent ein demokratisches System als gut oder sehr gut. Das politische Interesse der jungen Generation ist durchaus vorhanden. Allerdings interessieren sich 39 Prozent wenig oder überhaupt nicht für Politik. Dementsprechend haben 86 Prozent noch kein Angebot zur politischen Bildung außerhalb der Schule wahrgenommen.

„Den Jugendlichen im Land regelmäßig die Möglichkeit zu geben, ihre Erfahrungen und Einschätzungen abzugeben, ist ein zentrales Instrument für eine gelingende Zukunftsplanung“, sagt Prof. Dr. Bächtiger vom Institut für Sozialwissenschaften (Abt. Politische Theorie und Empirische Demokratieforschung) der Universität Stuttgart. Seine ebenfalls an der Studie beteiligten Kolleginnen, Prof. Dr. Vogl vom Institut für Sozialwissenschaften (Abt. Soziologie und empirische Sozialforschung) und Prof. Dr. Sälzer vom Institut für Erziehungswissenschaft (Abt. Pädagogik), ergänzen: „Mit einer Studie wie der Jugendstudie 2022 können wir wichtige Einblicke gewinnen, was Jugendliche bewegt, wie ihr Alltag aussieht, aber auch wie sie sich ihre Zukunft vorstellen. Wir sehen auch wichtige Unterschiede zwischen den befragten Gruppen, und zwar bei sehr vielen Themen.“

Berufliche Zukunft: Mehr Unterstützung von Schule gewünscht

Wenn es um ihre berufliche Zukunft geht, stehen bei den Schülerinnen und Schülern das Abitur, aber auch der Realschulabschluss hoch im Kurs. Nach den Berufszielen der Jugendlichen gefragt, gibt es nach wie vor eine typische Berufswahl. Während die befragten Mädchen eher zu Berufen in den Bereichen Gesundheit oder Soziales und Pädagogik tendieren, steht bei den Jungen der Bereich Technik oder IT im Fokus. Mehr Unterstützung bei der Berufswahl wünschen sich 52 Prozent der Jugendlichen, 48 Prozent fühlen sich bereits ausreichend unterstützt.

Wird mehr Berufsberatung gewünscht, dann vor allem von der Schule (fast 80 Prozent): „Die Schule wird als kompetenter Partner bei der beruflichen Orientierung wahrgenommen, das freut mich, denn es spricht für die Arbeit der Lehrkräfte. Die Studie hat gezeigt, dass besonders an den SBBZ und den Gymnasien mehr Unterstützung bei der Berufswahl gewünscht wird. Von daher gibt uns die Jugendstudie auch noch einmal Hausaufgaben mit“, erklärt Kultusministerin Theresa Schopper. Man habe zwar bereits Initiativen zur Stärkung der beruflichen Orientierung gestartet. „Die Rückmeldungen der Jugendlichen zeigen uns aber, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern die berufliche Orientierung noch stärker fokussieren müssen. Dass Jugendliche von der Demokratie als Staatsform überzeugt sind, nehme ich sehr positiv wahr. Es spricht auch für die Schule, dass dort der Kontakt zur politischen Bildung intensiv ist. Dennoch sollte auch das politische Engagement außerhalb der Schule gestärkt werden“, resümiert die Kultusministerin.

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