06.06.2022

OECD erwartet bis 2060 nahezu Verdreifachung der Kunststoffabfälle weltweit

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Die Menge der weltweit produzierten Kunststoffabfälle wird sich bis 2060 fast verdreifachen, wenn die aktuelle Dynamik anhält. Die Hälfte davon wird in Deponien eingelagert und nicht einmal ein Fünftel recycelt. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen OECD-Studie. 

Laut Global Plastics Outlook: Policy Scenarios to 2060 wird diese Entwicklung insbesondere durch das Bevölkerungswachstum und die Einkommenszuwächse angetrieben. Parallel zur Verdreifachung der Abfallmenge wird sich die Umweltverschmutzung durch Kunststoff verschlimmern, sofern nicht radikale Gegenmaßnahmen greifen. Es gilt, den Verbrauch zu senken, die Lebensdauer von Produkten zu verlängern und das Abfallmanagement sowie die Recyclingfähigkeit der Abfälle zu verbessern. Die Studie schätzt, dass 2060 nahezu zwei Drittel der Kunststoffabfälle auf kurzlebige Produkte wie Verpackungen, Billigwaren und Textilien zurückgehen werden.

„Wenn wir eine Welt ohne Verschmutzung durch Kunststoffe wollen, entsprechend den Zielsetzungen der Umweltversammlung der Vereinten Nationen, müssen wir weitaus strengere und weltweit abgestimmte Maßnahmen ergreifen“, so OECD-Generalsekretär Mathias Cormann. „Diese Studie schlägt konkrete Politikmaßnahmen vor, die während des gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen umgesetzt werden können und Kunststoffeinträge in die Umwelt erheblich verringern oder gar vermeiden könnten.“

 

Die Studie (die jetzt in vorläufiger Kurzfassung erschienen ist) schätzt, dass der weltweite Kunststoffverbrauch von 460 Millionen Tonnen (Megatonnen) im Jahr 2019 auf 1 231 Megatonnen im Jahr 2060 steigen wird, sofern keine weitreichenden neuen Maßnahmen ergriffen werden. Damit erhöht sich der Verbrauch schneller als bei den meisten Rohstoffen. Besonders schnell wird der Verbrauch in den Entwicklungs- und Schwellenländern Afrikas und Asiens zunehmen. Dennoch werden OECD-Länder 2060 pro Kopf noch deutlich mehr Kunststoffabfälle verursachen (im Schnitt 238 Kilogramm jährlich) als Nicht-OECD-Länder (77 Kilogramm).

Das Kunststoffabfallaufkommen wird weltweit voraussichtlich von 353 Megatonnen im Jahr 2019 auf 1 014 Megatonnen im Jahr 2060 steigen. Im Zuge dessen verdoppeln sich die Kunststoffeinträge in die Umwelt auf 44 Megatonnen jährlich, während sich die Anreicherung von Kunststoffen in Seen, Flüssen und Ozeanen mehr als verdreifacht. Der Großteil der Verschmutzung ist auf größere Kunststoffteile, das sogenannte Makroplastik, zurückzuführen. Ein ebenfalls gravierendes Problem ist der Eintrag von Mikroplastik (synthetischen Polymeren mit einem Durchmesser von unter fünf Millimetern), beispielsweise aus industriellen Kunststoffgranulaten, Textilien und dem Reifenabrieb.

Kunststoffverbrauch und Kunststoffabfälle werden also voraussichtlich zunehmen, obwohl davon auszugehen ist, dass immer mehr Kunststoffrezyklate bei der Herstellung von Neuprodukten eingesetzt werden, immer mehr technologische Fortschritte erzielt werden und sich immer mehr Sektoren wirtschaftlich verändern, wodurch die für einen US-Dollar Wirtschaftsleistung benötigte Kunststoffmenge bis 2060 um 16 Prozent sinken dürfte.

Der Anteil erfolgreich recycelter Kunststoffabfälle wird sich den Schätzungen zufolge von 9 Prozent im Jahr 2019 auf 17 Prozent im Jahr 2060 erhöhen. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass weiterhin 20 Prozent verbrannt werden und 50 Prozent auf Deponien landen. Der Anteil der nicht von den Abfallmanagementsystemen erfassten Kunststoffe – die stattdessen in unkontrollierten Deponien landen, in offenen Gruben verbrannt werden oder in den Boden beziehungsweise in Gewässer eingetragen werden – wird voraussichtlich von 22 Prozent auf 15 Prozent zurückgehen.

Die neue Studie baut auf der im Februar 2022 veröffentlichten ersten OECD-Publikation dieser Reihe auf, dem Global Plastics Outlook: Economic Drivers, Environmental Impacts and Policy Options. Diese Studie hatte festgestellt, dass sich die Menge der Kunststoffabfälle in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt hat. Der Großteil davon gelangt auf Deponien, wird verbrannt oder in die Umwelt eingetragen. Seit Veröffentlichung der Studie haben die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen zugesagt, bis 2024 ein rechtsverbindliches internationales Abkommen auszuhandeln, um die Verschmutzung durch Kunststoffabfälle zu beenden.

Im Global Plastics Outlook: Policy Scenarios to 2060 untersucht die OECD die Auswirkungen von zwei möglichen Szenarien. Das erste Szenario umfasst Politikmaßnahmen auf regionaler Ebene. Dabei handelt es sich um einen Mix von fiskalischen und regulatorischen Maßnahmen, die vorrangig in den OECD-Ländern ergriffen werden. In diesem Szenario könnte nahezu ein Fünftel der Kunststoffabfälle und über die Hälfte der Kunststoffeinträge in die Umwelt vermieden werden, ohne die weltweite Wirtschaftsleistung wesentlich zu beeinträchtigen. Das BIP fällt bis 2060 im Zuge dessen um 0,3 Prozent geringer aus. Das zweite Szenario umfasst Politikmaßnahmen auf globaler Ebene. Dabei werden weltweit strengere Maßnahmen umgesetzt. In diesem Szenario könnten die Kunststoffabfälle um ein Drittel verringert und Kunststoffeinträge in die Umwelt nahezu vollständig verhindert werden. Die weltweite Wirtschaftsleistung sinkt den Schätzungen zufolge hierbei um 0,8 Prozent.

Die Studie untersucht außerdem, wie sich in Anbetracht der Wechselwirkungen zwischen dem Lebenszyklus von Kunststoffen, fossilen Brennstoffen und dem Klimawandel die Verschmutzung durch Kunststoff mithilfe von Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen reduzieren ließe.

Um die Umweltfolgen von Kunststoffen abzuschwächen und die Kreislaufwirtschaft in diesem Bereich zu stärken, sollten unter anderem folgende Maßnahmen ergriffen werden:

· Besteuerung von Kunststoffen, einschließlich Kunststoffverpackungen

· Anreize zur Wiederverwendung und Reparatur von Kunststoffgegenständen

· Zielvorgaben für den Rezyklatanteil in Kunststoffneuprodukten

· Maßnahmen der erweiterten Herstellerverantwortung

· Verbesserung der Abfallmanagementinfrastruktur

· Steigerung der Abfallsammlungsquoten

Material zum Herunterladen:

· Policy Highlights (Vorläufige Fassung der Studie mit Kernergebnissen)

Weiterführende Informationen:

· OECD Global Plastics Outlook Database

· OECD Plastics Outlook Themenseite

Die OECD ist ein globales Forum, das mit über 100 Ländern zusammenarbeitet. Sie tritt ein für eine Politik, die die individuellen Freiheiten wahrt und das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen der Menschen weltweit fördert.

Ein Service des deutschen Präventionstages.
www.praeventionstag.de

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