12.11.2022

UN-Generalsekretär António Guterres: Erklärung zum ‚Adaptation Gap Report‘ des UN-Umweltprogramms

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„Der am 3.11.2022 veröffentlichte UNEP-Bericht macht deutlich, dass die Welt es versäumt, die Menschen vor den aktuellen Auswirkungen der Klimakrise zu schützen. Diejenigen, die an vorderster Front von der Klimakrise betroffen sind, erhalten nur wenig Unterstützung.

Die Welt ist weit davon entfernt, den Anstieg der Treibhausgasemissionen zu stoppen und die dringend notwendigen Anstrengungen zur Planung, Finanzierung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen angesichts der wachsenden Risiken zu unternehmen.

Der Anpassungsbedarf in den Entwicklungsländern wird bis 2030 auf bis zu 340 Milliarden Dollar pro Jahr in die Höhe schießen. Die heutige Anpassungshilfe beträgt jedoch weniger als ein Zehntel dieses Betrags. Die am meisten gefährdeten Menschen und Gemeinschaften zahlen den Preis dafür. Das ist inakzeptabel. Die Anpassung muss mit einer Ernsthaftigkeit behandelt werden, die den gleichen Wert aller Mitglieder der Menschheitsfamilie widerspiegelt.

Es ist an der Zeit, die Anpassung an den Klimawandel weltweit zu überdenken und die Probleme zu lösen, ohne Ausreden zu suchen. Beginnend mit der kommenden UN-Klimakonferenz (COP27) muss die Anpassungslücke auf vier entscheidende Arten angegangen werden. Erstens muss die Quantität und Qualität der Anpassungsfinanzierung drastisch erhöht werden. Letztes Jahr haben sich die Industrieländer darauf geeinigt, die Unterstützung für die Anpassung bis 2025 auf 40 Milliarden Dollar pro Jahr zu verdoppeln.

Auf der COP27 müssen sie einen glaubwürdigen Fahrplan mit klaren Meilensteinen vorlegen, wie diese Mittel bereitgestellt werden sollen – vorzugsweise als Zuschüsse und nicht als Darlehen. Außerdem müssen sie ihren Einfluss als staatliche Anteilseigner der multilateralen Entwicklungsbanken nutzen, um den Themen Anpassung, Widerstandsfähigkeit und Anfälligkeit Priorität einzuräumen. Mindestens die Hälfte der gesamten Klimafinanzierung sollte in die Anpassung fließen.

Zweitens braucht die Welt dringend ein neues Geschäftsmodell, um Anpassungsprioritäten in investierbare Projekte umzusetzen. Es besteht eine Diskrepanz zwischen dem, was Regierungen vorschlagen, und dem, was Finanziers als investierbar ansehen. Die Investitionspipeline ist blockiert; wir müssen sie jetzt freigeben. Wir brauchen einen weltweiten Schub an Anpassungsinvestitionen, um Millionen von Menschenleben vor dem Klimamassaker zu retten.

Es ist höchste Zeit für eine noch nie dagewesene Koordinierung zwischen den Regierungen der Empfängerländer, den Entwicklungspartnern und anderen Geldgebern. Nur so können wir sicherstellen, dass die unterschiedlichen Prioritäten zur Unterstützung der Anpassungsbemühungen der Entwicklungsländer zusammengeführt werden. Ich habe das UN-Entwicklungsprogramm, die NDC-Partnerschaft, den Green Climate Fund und andere Klimafonds gebeten, mit öffentlichen und privaten Geldgebern und Zielländern zusammenzuarbeiten, um einen neuen ‚Adaptation Pipeline Accelerator‘ zu testen. Sie werden auf der COP27 über ihre erste Arbeit berichten.

Drittens brauchen wir weitaus bessere Klimarisikodaten und -informationen. Gefährdete Länder und Gemeinschaften brauchen Zugang zu lokalisierten Daten und Informationen über Klimarisiken, um Anpassungsmaßnahmen zu treffen. Ich fordere Regierungen, Hochschulen, Daten- und Digitaltechnikinstitutionen und Privatunternehmen auf, gemeinsam die Investitionen zu erhöhen, um dies zu ermöglichen. Dies wird Leben retten und Lebensgrundlagen schützen.

Schließlich müssen wir sicherstellen, dass wir meiner Forderung nach universellen Frühwarnsystemen innerhalb von fünf Jahren nachkommen, indem wir die finanzielle und technische Unterstützung bereitstellen, die zur Umsetzung des Aktionsplans erforderlich ist, den die WMO auf der COP27 vorlegen wird. Diese vier Prioritäten erfordern eine noch nie dagewesene internationale Zusammenarbeit und Unterstützung. Wir müssen auch erkennen, dass es vielerorts für die Anpassung zu spät ist. Die COP27 muss einen klaren und zeitgebundenen Fahrplan zur Schließung der Finanzierungslücke bei der Bewältigung von Verlusten und Schäden vorlegen.

Dies wird ein zentraler Lackmustest für den Erfolg der COP27 sein. Die Welt muss aktiv werden und Menschen und Gemeinschaften vor den unmittelbaren und ständig wachsenden Risiken des Klimanotstands schützen. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“

Quelle: UN

Ein Service des deutschen Präventionstages.
www.praeventionstag.de

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