22. Zwischenruf: Erich Marks im Gespräch mit Monika Kunisch

Erich Marks
DPT – Deutscher Präventionstag

Hintergrundinformationen zum DPT-Zwischenruf der Geschäftsführerin des Landesrates für Kriminalitätsvorbeugung in Mecklenburg-Vorpommern, Monika Kunisch, am 12. Mai 2020.
 „All hands on Deck“ – das Netzwerk der gesamtgesellschaftlichen Kriminalprävention in MV ist sichtbar, aktiv und gerade jetzt Anker für mehr Sicherheit in Zeiten von Corona!“

Der Landesrat für Kriminalitätsvorbeugung Mecklenburg-Vorpommern (LfK) gehört zu den ältesten Landespräventionsgremien in der Bundesrepublik. Zu seinen Besonderheiten zählen die ausgesprochen großen Mitwirkungs- und somit auch Mitgestaltungs-möglichkeiten, die er den vielen nichtstaatlichen Akteuren der Präventionsarbeit bietet. Die Hauptbotschaft unseres Slogans „Gemeinsam für mehr Sicherheit“ und damit das Grundverständnis des LfK war von Beginn an, dass die Vorbeugung und Verhinderung von Kriminalität in all ihren Erscheinungsformen und die Reduzierung ihrer Auswirkungen wirklich nachhaltig nur gelingen kann, wenn sie nicht nur als isolierte Aufgabe einzelner staatlicher Einrichtungen verstanden wird.
Und genau diese Vielfalt der Akteure und ihre Wirkungskraft zeigen sich in der Krisenzeit der Corona-Pandemie. Wie sagt man so treffend im Norden: In der Seefahrt heißt es „All hands on Deck“, wenn es die Lage erfordert.

Welche Herausforderungen für die Präventionsarbeit erscheinen aktuell besonders wichtig?

Als Geschäftsführerin bin ich in Vorbereitung des Zwischenrufs auf die einzelnen Arbeitsgruppen des LfK zugegangen. Denn nur dort erfährt man von den  Problemen, den Fragen und möglichen Antworten auf die aktuelle Situation: Kommunale Prävention, Opferschutz,  Seniorensicherheit, Extremismus, Jugendkriminalität, Sport und Gewaltprävention – das sind u.a. die Arbeitsfelder der Arbeitsgruppen des LfK in Mecklenburg-Vorpommern.

Zentrale Punkte meines Anliegens für den Zwischenruf:
Herausforderungen für die Präventionsarbeit ergeben sich für das Netzwerk der gesamtgesellschaftlichen Prävention insbesondere in den folgenden Themenfeldern:

Kommunale Prävention und Opferschutz: Häusliche Gewalt, Kinderschutz und Seniorensicherheit

Seit vielen Jahren engagieren sich die örtlichen Akteure in den Landkreisen und Kommunen mit großem Einsatz im Bereich Häusliche Gewalt, ob in den Interventionsstellen, Frauenhäusern, Polizei Gewaltschutzambulanzen und Opferschutzinstitutionen. Sie wollen Betroffenen helfen, Opfer schützen, präventive Arbeit leisten und die polizeiliche Arbeit unterstützen, das große Dunkelfeld zu verkleinern. In Zeiten der Corona Pandemie wird die Arbeit der Institutionen und Vereine auf Grund der Kontaktbeschränkungen deutlich erschwert. Erst Mittwoch sind die Kontaktbeschränkungen in dem gemeinsamen Beschluss der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder bis in den Juni 2020 hinein verlängert worden.
Die täglich in Mecklenburg-Vorpommern erhobenen Zahlen belegen, dass ein Anstieg der Häuslichen Gewalt in der polizeilichen Statistik festzustellen ist. Die Frauenhäuser und Fachberatungsstellen stehen in der Corona-Krise unter Druck. Die direkte, persön-liche Beratungssituation ist in Zeiten von Kontaktsperre und Infektionsschutzauflagen nur unter erschwerten Bedingungen umzusetzen. Zudem sind die Kapazitäten von Frauenhäusern oftmals durch Quarantänemaßnahmen reduziert. Die Frauenhäuser und Fachberatungsstellen sind wichtige Einrichtungen, um Frauen und Kindern zu helfen, die häusliche Gewalt erfahren. Auch und gerade in der Corona-Krise muss diese Arbeit gesichert werden. Den Beschäftigten muss andererseits der Zugang zur Notfallbetreuung für ihre Kinder gesichert werden und sie müssen die notwendige Infektionsschutzausstattung bekommen.

Wie sehr sich die Lage in den eigenen vier Wänden in den vergangenen Wochen verschärft hat, wissen wir in vollem Ausmaß womöglich erst nach Ende der Krise. Alle Expertinnen und Experten erwarten dann eine vermehrte Beanspruchung von Hilfs- und Beratungsangeboten. Häufig melden sich Betroffene erst mit einer Verzögerung. Darauf muss das Netzwerk vorbereitet sein.

Kinderschutz: Von der Leiterin der Opferschutzambulanz in Greifswald kommt im Gespräch ein wichtiges Signal: Die Konzeption der Opfer- und Gewaltschutzambulanz als Teil des Opferschutz-Netzwerkes hat sich bewährt. Die Zuweisungen erfolgen auch in Zeiten von Corona durch das Netzwerk – seien es Jugendämter, Polizei, Interventionsstellen oder Frauenhäuser. Es ist kein Einbruch des Hilfenetzwerks festzustellen. Aber – und das ist beunruhigend: die Zahl der zugewiesenen Kinder ist zurückgegangen. Gründe liegen auf der Hand: die Schutzeinrichtungen wie Kita, Hort oder Schule können ihr wachsames Auge seit Wochen nicht auf ihre Schützlinge richten. In normalen Zeiten entdeckt die Erzieherin in der Kita blaue Flecken, oder die Lehrerin kann eine Verhaltensänderung ausmachen. Es gibt auch keinen Kontakt zu Freunden, die ihren Eltern berichten, dass der beste Freund daheim verprügelt wird. Solche Kontrollmechanismen fallen jetzt weg.
Auch für die Jugendämter hat sich der Kontakt zu den Risikofamilien erschwert. Die  Hausbesuche bei Familien sind wegen der Corona-Krise stark reduziert. In der Regel sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur noch in Notfällen, bei akuter Kindeswohlgefährdung, im Außendienst. Statt der sonst üblichen Hausbesuche versuchen die Sozialarbeiter, über Telefon, E-Mail oder Videochats mit gefährdeten Familien Kontakt zu halten. Um den Infektionsschutz zu wahren, finden Treffen teilweise draußen statt. Von vielen Seiten, so vom Kommunalen Präventionsrat Greifswald-Vorpommern erfährt man: in der Corona-Krise ist der Druck im Kessel bei vielen Familien hoch, die Nerven liegen blank.
Ein gutes Beispiel für pragmatische Präventionsarbeit leistet der Präventionsrat des Landkreises Rostock Land. Die Gleichstellungsbeauftragte und zuständige Kollegin für die Kriminalprävention im Landkreis Rostock hat mit ihrer Info-Post eine Sonderausgabe versendet. Sie beinhaltet:

  • Eine Übersicht über die Beratungs- Hilfsangebote, die aktuell landkreis- und bundesweit angeboten werden, damit Familien, Paare oder Personen diese in besonderen oder auch kritischen Situationen schnell und unkompliziert nutzen können.
  • Das Landeskriminalamt MV gibt Tipps, wie sich Betroffene und ihre Angehöri-gen vor den Betrügereien an der Haustür, am Telefon und im Internet schützen können, denn die Kriminellen passen aktuell ihre Betrugsmaschen an.

Das Telefon steht kaum still, so die Präventionsbeauftragte des Landkreises Rostock. Regelmäßig kommen Anrufe von Perso­nen, die Hilfe und Unterstützung zur Bewältigung von Krisen benötigen oder einfach mal mit jemanden außerhalb der Familie reden möchten. Sie berät als ausgebildete Psychologische Konfliktberaterin,  vermittelt aber auch die notwendige Un­terstützung. Vor diesem Hintergrund ist und war es ihr ein Anliegen, eine Sonder­ausgabe der Info-Post zu versenden. Sie macht aufmerksam auf Hilfsan­gebote, die landkreis- und bundesweit angeboten werden, weitergegeben werden können, damit sie bekannter und vermehrt genutzt werden.
Das bedeutet: Die Präventionsangebote sind nach wie vor da, präsent und können – wenn auch in abgewandelter Form – in Anspruch genommen werden!
Ob Kontaktadressen, Erreichbarkeiten des Hilfenetzwerkes (z.B. Interventionsstellen oder Jugendmigrationsdienst mit Hinweis auf Videoberatungen), Möglichkeiten der Onlineberatung von Opferhilfeeinrichtungen, Tipps im Falle von Bekanntwerden Häuslicher Gewalt, Verhaltensempfehlungen für Betroffene oder auch Zeugen: Die Info-Post enthält hierzu umfassende Informationen. Ganz aktuell dazu gibt es Tipps des Landeskriminalamtes zu Betrug an der Haustür, am Telefon oder im Internet.
Seniorensicherheit: Gerade für die Seniorinnen und Senioren zeichnen sich in der Corona-Krise wachsende Gefahren ab. Durch fehlende Kontakte, Ausfall von  Familienbesuchen und Seniorenveranstaltungen sind viele Seniorinnen und Senioren zunehmend einsam (noch mehr als zuvor) und „freuen“ sich über telefonische Kontakte oder „spontane“ Besuche an der Haustür.
Kriminelle haben „ihre Betrugsmaschen“ in Anlehnung an Enkeltrick und „Falschen Polizeibeamten“ schnell an die Corona-Krise angepasst: Der Betrug durch Täter mit weißen Anzügen und Mundschutz an Wohnungstüren, die sich als Mitarbeiter des Gesundheitsamtes ausgeben, um in die Wohnung der oft älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger zu gelangen. Oder das Anbieten vermeintlicher (natürlich kostenpflichtiger) Coron­a-Tests. Das Landeskriminalamt (LKA) und die Präventionsräte weisen auf die verschiedenen Betrugsmaschen hin. Das LKA gibt Verhaltenstipps, damit keiner zum Opfer wird und Informationen zum Betrug im Internet, zu Fakeshops, die beispielsweise Atemschutzmasken oder Desinfektionsmittel anbieten. Gibt Antworten auf Fragen, wie man solche Fakeshops erkennt. Und Hinweise zu neuen Versionen des Phishings.
Grundlegende Werte, wie Empathie, Zusammenhalt, Vertrauen und Solidarität können durch solche Taten nachhaltig Schaden gerade bei älteren Menschen nehmen, weshalb es umso wichtiger ist, den Präventionsgedanken nicht aus den Augen zu verlieren und die Sicherheitsgedanken  in den Fokus zu rücken.

Die Präventionsräte setzen sich ein und fordern: Kampagnen gegen den Enkeltrick in allen Facetten müssen dringend weitergeführt werden. Viele ältere Menschen müssen dort abgeholt werden, wo sie präsent sind, zu Hause vor dem Fernsehgerät, Radio, Internet oder in sozialen Netzwerken.

So werden beispielsweise Ideen im Landkreis Ludwigslust/Parchim entwickelt, kurze Texte/Spotts auch für das öffentlich-rechtliche Fernsehen zu entwickeln, um vor den „neuen Gefahren“ zu warnen: Aufklärende Kurzfilme zu Handlungen und Begehungsweisen Krimineller an der Haustür, am Telefon und im Internet für das Fernsehen und das Internet, aufklärende Wortbeiträge für das Radio, Filmsequenzen auf Facebook und im Internet als Internetticker oder Flyer zur Verteilung über die Kleingartenvereine, bzw. kurze aussagekräftige Aushänge für den Schaukasten in dörflichen Gegenden.

Das als Beispiele von vielen präventiven Vorhaben im Land dargelegte Engagement des Präventionsrates des Landkreises Rostock oder des Landkreises Ludwigslust-Parchim zeigen aber auch: Ihre Arbeit ist das Herzstück der Präventionsarbeit. Rund 50 kommunale Präventionsräte in allen sechs Landkreisen und den beiden kreisfreien Städten und in vielen weiteren Städten und Gemeinden bündeln in Mecklenburg-Vorpommern die Kompetenzen und Ressourcen zahlreicher staatlicher und nicht-staatlicher Akteure.Dieses Engagement bewährt sich nun in der Corona-Krise.
Prävention und Kriminalitätsbekämpfung lebt nicht nur von den Fallzahlen, Maßnahmen und Einsatz der Akteure, sondern zeigt sich im  gesamtgesellschaftlichen Verhalten!
Ein (vorläufig) positives Résumé konnte der Kommunale Präventionsrat des Landkreises Vorpommern-Greifswald ziehen. Immer stärker verfestigt sich das Bild des gemeinsames Handels und der Unterstützung in dieser Krisenzeit! Eine Gesellschaft rückt trotz Distanzgebot wieder näher zusammen. Wenn dieser gute Flow auch weiterhin am „Leben erhalten“ werden könnte, schaffen wir es auch nach der Corona-Krise, manches Problem hinsichtlich der Kriminalitätsbekämpfung besser, schneller und leichter zu lösen!

Extremismus

Rechtsextremismus: Die Corona-Krise findet in der rechtsextremistischen Szene des Landes eine große Resonanz. Hiesige Rechtsextremisten versuchen gezielt, diese Ausnahmesituation für sich zu nutzen. Die Pandemie wird zum Anlass genommen, um die Bundesregierung in hetzerischer Art zu kritisieren, z.T. antisemitische Verschwö-rungstheorien zu verbreiten und Migranten als Überträger des Virus zu stigmatisieren. Gefordert werden unter Hinweis auf das Jahr 2015 ein konsequenter Schutz der Grenzen sowie eine Rückbesinnung auf nationale Wirtschaftskreisläufe. Die „Europäische Union“ wird als handlungsunfähig und irrelevant dargestellt. Aufgerufen wird zur Selbst- und Nachbarschaftshilfe sowie zu Vorsorgeaktivitäten.

Beunruhigend ist das Zeichnen von Untergangsszenarien, die mit Vorstellungen eines radikalen Wandels von Staat und Gesellschaft im Sinne der eigenen Ideologie verbunden werden. Dabei glaubt die Szene, dass sie mit ihren extremistischen Positionen aktuell Zustimmung in einer durchaus verunsicherten Bevölkerung erzeugen kann.

Linksextremismus: Für linksextremistische Gruppen ist der Kapitalismus Schuld an den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Auf einschlägigen Internetseiten und in den sozialen Medien kritisieren sie u.a. das angeblich rein profitorientierte Gesundheitssystem und die staatlichen Maßnahmen, die für den Gesundheitsschutz getroffen wurden. (Die meisten) Linksextremisten bestreiten weder die Gefahr, die vom Virus ausgeht, noch lehnen sie Schutzmaßnahmen grundsätzlich ab. Doch die geltenden Einschränkungen werden von ihnen als unverhältnismäßige Repressionen eines autoritär agierenden Staates kritisiert, die letztlich vor allem dem Schutz des kapitalistischen Systems zu dienen bestimmt sind und denen es sich zu widersetzen gelte. In vielen Beiträgen wird zu Solidarität mit Risikogruppen oder besonders Benachteiligten, z.B. Obdachlosen oder Flüchtlingen, aufgerufen. Da interne Treffen und Veranstaltungen derzeit unmöglich sind, stellt sich auch für linksextremistische Gruppen die Frage, wie sie sich nun organisieren, ihre Standpunkte wirksam in die Öffentlichkeit tragen und dabei Gesundheitsschutz für alle Mitwirkenden gewährleisten können.

Mehr noch als zuvor stellen sich dem Landesberatungsnetzwerk Demokratie und Toleranz MV, in dem der Landesrat für Kriminalitätsvorbeugung Partner ist, unter anderem folgende Fragen:

  • Wie kann die Präsenz des Beratungsnetzwerkes im digitalen Raum verstärkt werden, um die Sichtbarkeit der Mitglieder des Netzwerkes als Expertinnen und Experten im Themenfeld zu erhöhen?
  • Wie kann ein koordinierter Beitrag der vorhandenen Netzwerk-Strukturen und Akteure zu den aufgezeigten Problemfeldern in den digitalen Sphären geleistet werden? Ob bei Facebook, Instagram oder Twitter?
  • Wie können zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure bei den aktuellen Diskussionen durch die Bereitstellung von Materialien unterstützt werden?

Primär im Internet und in den Sozialen Medien gilt es auf extremistische und demokratiefeindliche Strömungen zu reagieren, die die Krise nutzen, um Ängste und Unsicherheit durch Fake News zu stärken und ihre Verschwörungstheorien mit der Corona-Krise verbinden. Wichtig ist zu kommunizieren, dass in der Ausnahmesituation eine demokratische Debatte über Handlungsoptionen möglich bleibt. Der Begriff der Solidarität gewinnt an Bedeutung. Was verbirgt sich konkret dahinter, wie wird dieser Begriff (künftig) gefüllt?

Sport und Gewaltprävention/Jugendkriminalität

Abschließend noch einige Gedanken zu den Bereichen Sport und Gewaltprävention und Jugendkriminalität in Zeiten von Corona.

Bis vor wenigen Wochen haben wir uns in der AG Sport- und Gewaltprävention intensiv Gedanken über den Umgang mit Gewalt im Amateurfußball gemacht. Angriffe gegen Schiedsrichter oder Trainer oder rassistische Vorfälle durch sogenannte Fangruppen diskutiert. Jetzt sind (aktuell) die Fußballstadien dicht, es finden keine gewaltsamen Auseinandersetzungen mehr statt. Die Corona-Krise als Chance? Nein, eine solche Überlegung kann man höchstens mit einem Schmunzeln versehen.
Sportvereine sind landesweit wichtige Partner im System der gesamtgesellschaftlichen Gewalt- und Kriminalitätsvorbeugung. Insbesondere im Kinder- und Jugendbereich leisten die Sportvereine einen hervorragenden Beitrag für eine gewaltfreie Erziehung, indem sie solche sportspezifischen Tugenden wie Fairness, Respekt, Regeltreue und Achtung des Gegners in das Zentrum ihres Trainings- und Wettkampfbetriebes stellen. Darüber hinaus engagieren sich viele Sportvereine in ihren Heimatorten sehr aktiv in Netzwerken und Projekten für Gewaltprävention.

Was uns Sorgen macht, ist zum einen die Frage: Wie viele Sportvereine, Fußballvereine geraten in eine finanzielle Schieflage, werden sie überleben? Auch wenn es von der Landespolitik gute Nachrichten gibt, dass die Landesregierung den Sportvereinen bis zu 3,5 Millionen Euro Strukturhilfe für die Milderung der Folgen der Corona-Pandemie zur Verfügung stellen möchte, bleibt zum anderen die Frage: Rückt Gewaltprävention jetzt vielleicht an zweite oder dritte Stelle?

Haben die Ansprechpartner für die Prävention derzeit andere Sorgen als Gewaltprävention?! Hierauf ein spannendes „Jein“: Der Landesfußballbund MV beispielsweise berichtete, dass in der Corona-Krise zunächst die wesentlichste Aufgabe darin bestand, den Kontakt mit den Sportlern und Trainern durch die ausblei-benden direkten Kontakte (z.B. Staffelleiter, Vereine untereinander, Schiedsrichter) nicht abreißen zu lassen und eine fruchtbare Kommunikation aufrecht zu erhalten. Kreisdialoge und Vorstandstreffs als direktes Ohr an den Vereinen konnten nicht mehr umgesetzt werden.

Aber … schnell rückte auch die Prävention wieder in den Fokus: Nach einer kurzen Umstellungsphase wird jetzt das Ziel verfolgt, die Kontakte zu den Vereinen direkt telefonisch zu suchen und Beratungsangebote wie Gewaltpräventionsmaßnahmen digital vorzuhalten. Dazu werden unterstützend Webinare angeboten und die Bedarfe der Vereine per Telefoninterview erfasst. Das Thema "e-football" wird als zusätzliches Vernetzungsinstrument im Gebiet des Landesfußballverbandes MV installiert und getestet. Die Vereine organisieren Ordnerschulungen zur Gewaltprävention. Darüber hinaus begleiten sie Vereine bei der Stärkung ihres Social-Media Auftrittes, um den Verein mit ihren Mitgliedern stärker zu vernetzen. Ein digitaler Schiedsrichter-Schnupperkurs sensibilisiert Jugendliche (14-19 Jährige) mit den Themen Entscheidungsfindung, Regelkenntnis und Umgang mit Schiedsrichtern auf dem Feld.

Es zeigt sich schon jetzt, dass die gute Netzwerkarbeit vor Ort und für die Kriminalprävention durch die langjährigen Verbindungen zwischen Sport und Gewaltprävention auch und gerade in Zeiten der Corona-Krise fester Bestandteil des Handelns ist.

Kurze zusammenfassende Aussage zum Zwischenruf:
Mein Fazit als Geschäftsführerin des Landesrates für Kriminalitätsvorbeugung in Mecklenburg-Vorpommern nach gut zwei Monaten Corona-Krise:
Gleich in welchem Bereich der Kriminalprävention: das Netzwerk der gesamtgesell-schaftlichen Kriminalprävention in MV mit Unterstützung der polizeilichen Prävention steht und hält eine solche Krisenzeit aus.  Aber nicht nur das. Durch die vielfältigen Akteure, die sich der Prävention verbunden fühlen, werden Kräfte wach, werden neue Wege beschritten, um zu demonstrieren: Wir sind da, wir sind sichtbar, wir sind aktiv und versuchen, ob im Opferschutz, im Extremismus oder Sport- und Gewaltprävention uns mit aller Kraft für die Gewaltprävention einzusetzen.
Ein gutes Netzwerk hält gerade in solchen Zeiten zusammen. Videokonferenzen, die Nutzung von Social Media rücken derzeit für Austausch und Kommunikation in den Vordergrund. Aber: Sorgen bereitet der Kinderschutz! Die Corona-Krise und ihre Folgen werden wir für die Kriminalprävention auswerten müssen.
Zu guter Letzt ein Wunsch: Prävention sollte auch Bestandteil von Krisenstäben werden.

Monika-Maria Kunisch
Geschäftsführerin des Landesrats für Kriminalitätsvorbeugung
Mecklenburg-Vorpommern: http://www.kriminalpraevention-mv.de/

Landesweites Beratungsnetzwerk Demokratie und Toleranz https://www.beratungsnetzwerk-mv.de

Zitation

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