Kongressprogramm 29. DPT

Digitale Hilfen für Nutzer von Missbrauchsabbildungen

Julia Nentzl
Charité – Universitätsmedizin Berlin

Abstract:
Die Verfügbarkeit von Missbrauchsabbildungen im Internet ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Die Ressourcen der Strafverfolgungsbehörden sind jedoch begrenzt; die meisten Delikte bleiben unentdeckt. Daher sind effektive Interventionen bei nicht strafverfolgten Nutzern erforderlich, um die Verbreitung von Missbrauchsabbildungen einzudämmen. Aufbauend auf früheren Erkenntnissen aus dem Dunkelfeld-Präventionsprojekt „Kein Täter werden“ zu den Merkmalen dieser Nutzergruppe und den Herausforderungen für deren Behandlung werden zwei laufende EU-geförderte klinische Studien vorgestellt, die neue Technologien nutzen:
1) Im STOP-CSAM-Projekt wurde die Berliner Dissexualitätstherapie des Dunkelfeldprojektes an eine Textchat-Umgebung angepasst und eine kurze Online-Intervention in Englisch, Deutsch, Tschechisch und Spanisch eingeführt. Einblicke in die ersten 6 Interventionsmonate, erste Ergebnisse und Fallstudien werden präsentiert.
2) Die Salus-App des PROTECH-Projekts, die maschinelles Lernen nutzt, um Missbrauchsabbildungen auf Benutzergeräten zusätzlich zur üblichen ambulanten Behandlung zu blockieren, wird ebenfalls vorgestellt. Erste Herausforderungen bei der Implementierung dieser Technologie werden diskutiert.
Diese ersten Erkenntnisse werden im Kontext des aktuellen Wissensstandes diskutiert und ein Ausblick auf die Zukunft technologiebasierter Interventionen gegeben.
Julia Nentzl
 Julia Nentzl

Julia Nentzl ist Rechtspsychologin und hat sich auf die Begutachtung und Behandlung von Sexualstraftätern spezialisiert. Nach Tätigkeiten als Therapeutin für forensisch untergebrachte sowie haftentlassene Straftäter arbeitete sie ab 2019 vornehmlich mit nicht justizbekannte Tätern beim Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“. Seit 2023 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Charité tätig und forscht an der Weiterentwicklung von Therapiemethoden zur Verhinderung der Nutzung von Missbrauchsabbildungen. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Risikoprognose und Therapie bei dieser Patientengruppe sowie im innerfamiliären Missbrauch. Sie ist außerdem in der Hochschullehre und der Weiterbildung von Fachkräften tätig.

11. Juni 2024
09:00 - 09:45 Uhr
Vortrag