Kongressprogramm 29. DPT

Gewaltprävention im Wandel – 30 Jahre Berlin gegen Gewalt

Ingo Siebert
Landeskommission Berlin gegen Gewalt

Abstract:
Gewaltprävention stärkt die Gesellschaft, die Demokratie und den Zusammenhalt. Doch was kann sie in Krisenzeiten leisten? Der Blick auf Gewaltphänomene im städtischen Kontext und die daraus resultierende Praxis haben sich verändert: Standen in Berlin vor 30 Jahren noch repressive „Null-Toleranz“-Strategien auf der Grundlage der „Broken-Windows“-Theorie im Vordergrund, so sind mit der Gründung der Landeskommission Berlin gegen Gewalt soziale Prävention, integrierte Handlungskonzepte und Betroffenenperspektiven in den Vordergrund gerückt. Insbesondere der Blick auf Jugendgewalt hat sich verändert. Nicht die Kinder und Jugendlichen sind das Problem. Sie sind vielmehr das Bindeglied zwischen Gegenwart und Zukunft. Es geht darum, Risikofaktoren abzubauen und Schutzfaktoren gegen Gewalt zu stärken. Dies gilt in Bezug auf Armut, soziale Benachteiligung und Gewalt, neue Geschlechterrollen, Diversität, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Cybergewalt. Dazu wurden Evidenz- und Beteiligungsstrukturen geschaffen, ein Gewaltpräventionsgesetz ist in Vorbereitung. Das Berliner Modell zeigt, dass ein quartiersbezogener, ressortübergreifender, interdisziplinärer und innovativer Blick notwendig ist, um mit herausfordernden Situationen lösungsorientiert umzugehen. Wo liegen die Resilienzpotenziale, aber auch die Grenzen dieser Arbeit, wenn z.B. internationale Konflikte die Stadt erreichen?
Ingo Siebert
 Ingo Siebert

Jahrgang 1969, Sozialpädagoge, Stadtsoziologe und Gender-Trainer, arbeitet zu den Themenschwerpunkten soziale Stadtentwicklung, Diversität und Erinnerungspolitik und beschäftigte sich mit Projekten an der Schnittstelle von Zeitgeschichte, Stadtpolitik und Kunst.
Er hat langjährige Erfahrungen in der Erwachsenenbildung zu den Themen Demokratie, Toleranz und Strategien gegen Rechtsextremismus u.a. für Verwaltungen, Politik und Pädagog/innen und zu diesen Themen publiziert. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitete er von 2001-2006 in der Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich. Von 2006-2017 war er Geschäftsführer und Studienleiter des kommunalpolitischen August Bebel Instituts in Berlin. Seit 2018 arbeitet er in der Geschäftsstelle der Landeskommission Berlin gegen Gewalt und leitet diese seit 2019.

11. Juni 2024
10:00 - 10:45 Uhr
Vortrag