Kongressprogramm 29. DPT

Evidenzbasierte Prävention mit integrativer Wirkung

Matthias Kornmann
Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention
Julia Pfrötschner
Bonveno Göttingen gGmbH

Abstract:
Aktuelle Krisen sowie das globale Kriegsgeschehen wirken sich weiterhin öffentlichkeitswirksam auch auf die Kriminalitätslage aus. Dabei stehen gerade junge, zugewanderte Männer oft im Fokus. Der Vortrag soll ein Verständnis für Ursachen sowie Präventionsansätze für junge (geflüchtete) Männer vermitteln, da diese oft unreflektiert als „Problemfälle“ wahrgenommen werden, deren spezifische Bedarfe und Teilhabe an der bestehenden Präventionslandschaft jedoch meist bereits an der Sprachbarriere scheitern.
Wir stellen den kürzlich evaluierten Projektansatz von „BROTHERS – Gewaltprävention bei (geflüchteten) Jugendlichen“ vor. Dieser soll langfristig nicht nur jungen Männern mit Flucht oder Migrationsgeschichte ermöglichen, in einem geschützten Raum tradierte Normen und Feindbilder in Frage zu stellen und durch Selbstreflexion von Ehre, Rollenbildern sowie der Wahrnehmung von Grenzen und Gewalt eine eigene Identität zu entwickeln. Das erlernte Wissen sowie die Entwicklung von Handlungsalternativen und Rhetorik führen nachweislich zu einer Identifikation mit den Werten der Demokratie und einer Distanzierung von Gewalt.
In Workshops zeigte sich zudem ein Rückgang bei der Überzeugung, dass die eigene Kultur anderen überlegen sei. Auch für antisemitische Überzeugungen kann ein hoch signifikanter Rückgang festgestellt werden. Ein Praxisleitfaden zur Umsetzung an anderen Orten liegt vor.
Matthias Kornmann
 Matthias Kornmann

Matthias Kornmann stieg nach erfolgreichem Studium 2005 in den Polizeivollzugsdienst des Landes Hessen ein. Nach 10 Jahren in einer Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit wechselte er zur Kriminaldirektion in Frankfurt am Main und anschließend zum Bundeskriminalamt.

Seit 2016 ist er der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK) zugewiesen und seit 2018 zertifizierte „Beccaria-Fachkraft Kriminalprävention“. Innerhalb des DFK ist er für den Arbeitsschwerpunkt „Sicherheit im Zusammenhang mit der Zuwanderung“ zuständig und vertritt die Stiftung in entsprechenden Arbeitsgruppen und Initiativen auf Bundesebene. Eine Hauptaufgabe stellt die Koordination zwischen polizeilicher und gesamtgesellschaftlicher Kriminalprävention zur Förderung der Sicherheit im Kontext von Zuwanderung dar. (Bspw. Mitwirkung an politischen Fachgesprächen zur Migrationspolitik, Erarbeitung der ersten bundesweiten „Mindeststandards zum Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften“ sowie fachliche Mitarbeit innerhalb der Bund-Länder-Initiative zur Bekämpfung der Clankriminalität.)

Julia Pfrötschner
 Julia Pfrötschner

Julia Pfrötschner leitet seit Januar 2020 das ESF-geförderte Projekt „BROTHERS“ zur Gewaltprävention bei (geflüchteten) Jugendlichen in Südniedersachsen. Das Projekt legt seinen Schwerpunkt auf den Bereich Geschlechterreflexion und setzt mit seinem Schulungskonzept bei der Identitätsbildung von jungen Menschen, insb. aus konservativ-ehrkulturellen Milieus, an.

Nach ihrem Studium der Politikwissenschaft und (Interkulturellen) Germanistik arbeitete Julia Pfrötschner als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Georg-August-Universität Göttingen und leitete das Projekt „Integrationstandems und Supervised Networking“ zum Thema Ehrenamt und Partizipation.

Zudem betreut sie seit 2019 die Ehrenamts- und Patenschaftskoordination in der Flüchtlingssozialarbeit bei der Bonveno Göttingen gGmbH und ist seit 2023 Assistentin der Geschäftsführung der Bonveno gGmbH.

10. Juni 2024
13:00 - 13:45 Uhr
Vortrag