Kongressprogramm 29. DPT

Digitale Kriminalprävention – Mehr als nur Tatermittlung?

Prof. Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger
Polizei des Landes Brandenburg

Abstract:
Das Leben vieler Menschen spielt sich heute zu einem nicht unerheblichen Teil auch im digitalen Raum ab. Die Risiken, denen die Nutzerinnen und Nutzer in diesem Raum ausgesetzt sind, sind dabei vielfältig und nehmen in den letzten Jahren noch stetig zu. Mit der Etablierung von KI-basierten Programmen haben sich die Risiken für den Einzelnen, aber auch für die Demokratie als solche weiter erhöht. Kriminalpolitische Ansätze, dieser Situation zu begegnen, liegen nicht selten in einer punktuell verstärkten Ermittlungstätigkeit. Dies wird auch als eine Form der Präventionsarbeit im digitalen Raum verstanden. Aufgrund verschiedener Begrenzungsmechanismen wird die eigentliche präventive Funktion der Polizei im digitalen Raum – Prävention durch Präsenz und Ansprechbarkeit – nur sehr eingeschränkt umgesetzt. So fehlt es an wahrnehmbaren Formen virtueller Polizeistreifen oder auch an kindgerechten onlinebasierten Anzeigemechanismen – z.B. in Form einer kindgerechten und interaktiven Kinderonlinewache. Die Umsetzung solcher Ansätze könnte durch KI-basierte Formen der Polizeiarbeit unterstützt werden. Gleichzeitig erscheint es notwendig, dass die Sicherheitsbehörden die Vermittlung von Medienkompetenz in der Gesellschaft und vor allem auch in den Schulen als aktive Form der digitalen Kriminalprävention begreifen und fördern, die im besten Fall zu weniger Ermittlungsaufwand führt.
Prof. Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger
Prof. Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger

Prof. Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger ist Leiter des Instituts für Cyberkriminologie an der Hochschule der Polizei des Landes Brandenburg. Als einer der ersten Vertreter der Fachrichtung Cyberkriminologie im deutschsprachigen Raum liegen seine Forschungsinteressen insbesondere in den Bereichen digitale Kriminalität und Interaktionsrisiken sozialer Medien, digitale Polizeiarbeit und Kriminalprävention sowie dem Verständnis der Entstehung von Normbrüchen, Normentwicklung und -kontrolle im digitalen Raum. Weitere Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Auswirkungen des Kinder- und Jugendmedienschutzes auf die Entwicklung digitaler Kriminalität sowie die Bedeutung der Vermittlung von Medienkompetenz für die Prävention digitaler Kriminalität. Er ist Autor und Herausgeber mehrerer Fachpublikationen zu Cyberkriminologie und Digitaler Polizeiarbeit und vertritt diese Themen auch in zahlreichen Medienformaten. Darüber hinaus setzt er sich für die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Medienpädagogik, Soziologie und Rechtswissenschaft ein.

10. Juni 2024
15:00 - 15:45 Uhr
Vortrag