Kongressprogramm

Bildschirmmedien und Prävention - Stand der Wissenschaft zu Chancen und Risiken

Abstract:
Im Umgang mit den digitalen Medien bewegen wir uns in einem Spannungsfeld zwischen Mediensucht und "Medienmündigkeit", womit der dosierte, aktive, kreative und vor allem selbstbestimmte Umgang jenseits von rein technischen Nutzungsfertigkeiten gemeint ist. Je nach Schätzung gibt es in Deutschland zwischen Hunderttausend und einer Million Computerspielabhängige, vorwiegend Männer. Aber auch für Frauen gibt es keine Entwarnung: Sie sind ähnlich häufig von Internetsucht mit Schwerpunkt auf der Nutzung von Social Networks betroffen. Bereits weit vor der Grenze zur Sucht lassen sich jedoch schwerwiegende negative Folgen problematischer frühkindlicher Bildschirmmedienexposition für die körperliche, sozio-emotionale und kognitive Entwicklung beschreiben: Übergewicht, Empathieverlust, Sprachentwicklungsverzögerung, Schlafstörungen, Schulschwierigkeiten. Problematisch können dabei sowohl die Nutzungszeiten, wie die Medieninhalte, wie auch die Funktion (z.B. Medieneinsatz als Belohnung oder als Eskapismus) wirken. Frühzeitige Verhinderung problematischer Bildschirmmediennutzung in diesem Sinne bietet sich demnach als vielversprechende "Allround-Prävention" an. Gleichzeitig verspricht die mündige Nutzung digitaler Technologie Chancen wie schnellen Zugang z.B. zu Gesundheitsinformationen (Stichwort "eHealth Literacy") und zu niedrigschwelligen Online-Präventionsangeboten.
Vita:
Leitung des Bereichs Prävention im Forschungsprojekt "Internet- und Computerspielabhängigkeit in Deutschland: Diagnostik, Ätiopathogenese, Therapie und Prävention" am Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen. Entwicklung des Präventionsprogramms MEDIA PROTECT mit Dr. Thomas Mößle. Forschungsschwerpunkte Chancen und Risiken der digitalen Kindheit, Computerspielabhängigkeit aus sozialwissenschaftlicher Perpektive, Prävention problematischer Bildschirmmediennutzung, zielgruppenspezifische Elternberatung, Bedeutung von freiem Spiel und aktiver Freizeitgestaltung für die kindliche Entwicklung. Diplom-Biologin, promovierte Medienpädagogin, Buchautorin ("Medienmündig - wie unsere Kinder selbstbestimmt mit dem Bildschirm umgehen lernen"), verheiratet mit Dr. Frank Bleckmann, drei Kinder.
13. Mai 2014
09:00 - 10:00 Uhr
Medienforum der bpb