27.02.2018
DPT gibt Impulse für Extremismus-Prävention

Expertinnen und Experten diskutierten bei Heiligenberger Gespräch weiteres Vorgehen der Präventionsarbeit

Wie entsteht Extremismus? Welche Bevölkerungsgruppen neigen zu Radikalität? Wird Deutschland tatsächlich immer gewalttätiger? Mit solchen Fragen setzte sich am 23. Februar 2018 eine Expertenrunde während des Heiligenberger Gesprächs auseinander. Erich Marks, Geschäftsführer des Deutschen Präventionstages (DPT), hatte im Vorfeld des 23. DPT-Kongresses und zu Ehren der verstorbenen Kriminologin Dr. Wiebke Steffen namhafte Fachleute an den Bodensee eingeladen. Das Gespräch stellt den Auftakt für den 23. Deutschen Präventionstag im Juni dar.

 „Mit Wiebke Steffen ist eine renommierte, vielgeschätzte Kollegin viel zu früh von uns gegangen. Sie war langjährige Gutachterin des Deutschen Präventionstages und ist nicht zu ersetzen“, sagt Erich Marks, Geschäftsführer des Deutschen Präventionstages. „In diesem Jahr möchten wir bereits im Vorfeld über das diesjährige Schwerpunktthema des Deutschen Präventionstages „Radikalisierung und Gewalt“ diskutieren und eine Erklärung zum am 11. und 12. Juni in Dresden stattfindenden Kongress vorbereiten.“

Wiebke Steffen ist am 22. Juli 2017 kurz nach dem 22. Deutschen Präventionstag verstorben. Gemeinsam mit Ihrem Ehemann lebte sie in Heiligenberg, weswegen die Expertenrunde sich am Bodensee traf, um aktuelle Themen der Präventionsarbeit zu diskutieren. Wie in jedem Jahr lässt der Deutsche Präventionstag ein Gutachten anfertigen um aktuelle Fakten und Zusammenhänge zum Schwerpunktthema des Jahreskongresses, heraus zu arbeiten. Aus dem Gutachten entsteht im Anschluss die Dresdner Erklärung, die Empfehlungen für Politik, Wissenschaft und Praxis gibt.

Erich Marks (l.) gewann für das Gutachten des 23. Deutschen Präventionstags  den Soziologen Prof. Dr. Dirk Baier (r.). Bild: DPT.
Erich Marks (l.) gewann für das Gutachten des 23. Deutschen Präventionstags den Soziologen Prof. Dr. Dirk Baier (r.). Bild: DPT.
„Mit dem Soziologen Prof. Dr. Dirk Baier, Leiter des Instituts Delinquenz und Kriminalprävention, hat der DPT einen kompetenten und etablierten Gutachter für den 23. Deutschen Präventionstag gefunden“, sagt Marks. Prof. Dr. Dirk Baier hat einen knapp 90-seitigen Entwurf zu Hintergründen von extremistischen Gruppierungen aufgesetzt, den die Expertenrunde während des Heiligenberger Gesprächs diskutiert hat. Baier geht in seinem Entwurf sowohl auf rechts- und linksextremistische Strömungen als auch auf religiös motivierten Extremismus ein.

„Das DPT-Kolloquium Heiligenberger Gespräch 2018 war für die Diskussion des Gutachten-Entwurfs ein idealer Rahmen“, sagt Baier. „Ich bekam Rückmeldungen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen und erhielt wertvolle Hinweise von langjährigen Praktikern.“

An dem Gespräch am Bodensee waren 20 Expertinnen und Experten aus der Präventionsarbeit involviert. Sie stammen aus den Bereichen der Forschung, Praxis und Politik: Dr. Andreas Armborst (Nationales Zentrum für Kriminalprävention), Prof. Dr. Dirk Baier (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften), Prof. Dr. Andreas Beelmann (Universität Jena), Karl-Günter Bilger (Ehemann von Wiebke Steffen), Dr. Miryam Eser Davolio (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften), Stefan Daniel (Stiftung Deutsches Forum Kriminalprävention), Irmtraud Eckart (ufuq.de), Michaela Glaser (Deutsches Jugendinstitut), Dr. Claudia Heinzelmann (Deutscher Präventionstag), Prof. Dr. Hans-Jürgen Kerner (Universität Tübingen, DPT-Kongresspräsident), Saskia Lützinger (Bundeskriminalamt), Erich Marks (Deutscher Präventionstag), Andreas Mayer (Deutsche Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe), Thomas Müller (Landespräventionsrat Niedersachsen), Jürgen Mutz (Deutsche Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe), Harald Schmidt (ProPK-Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes), Céline Sturm (WEISSER RING), Thomas Heppener (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend), Anja Herold-Beckmann (Landespräventionsrat Sachsen), Uwe Kemmesies (Bundeskriminalamt).

Dieses Jahr findet der Deutsche Präventionstag am 11. und 12. Juni unter Schirmherrschaft von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer im Internationalen Congress Center in Dresden statt. Der Deutsche Präventionstag ist der weltweit größte Kongress speziell für das Arbeitsgebiet der Kriminalprävention sowie angrenzender Präventionsbereiche. Der Kongress besteht aus Plenumsveranstaltungen, Vorträgen und Projektspots, die kongressbegleitende Ausstellung und die Präventionswerkstatt. Der Kongress wendet sich an Verantwortungsträger der Prävention zum Beispiel in Kommunen, bei der Polizei, im Gesundheitswesen, in der Jugendhilfe, in der Justiz, in den Kirchen, in Schulen, Vereinen und Verbänden sowie an Politiker und Wissenschaftler. Thematisiert werden neben der Kriminalprävention auch die Suchtprävention, die Verkehrsprävention und verschiedene Präventionsbereiche im Gesundheitswesen. Die Besucherzahl liegt bei ca. 3.000 Personen. Weitere Informationen finden Sie unter www.praeventionstag.de.