Engagierte Bürger – sichere Gesellschaft
02/03 Juni 2008
  • 4.144 Kongressteilnehmende und Besucher*innen davon 73 aus 33 Staaten
  • 88 Referierende
  • Eröffnungsvortrag „Prävention durch bürgerschaftliches Engagement?“ von Prof. Dr. Christian Pfeiffer
  • Abschlussvortrag „Prävention aus neurobiologischer Sicht“ von Prof. Dr. Gerald Hüther
  • 2. Annual International Forum (AIF)
  • 51 Vorträge
  • 149 Ausstellungsbeiträge (Infostände, Infomobile, Sonderausstellungen, Poster)
  • Bühnenveranstaltungen und DPT-Universität (Kinder-, Jugend- und Seniorenuni)
  • Filmforum
  • 4 Begleitveranstaltungen
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Der 13. DPT fand am 2. & 3. Juni 2008 im Congress Center Leipzig unter der Schirmherrschaft des damaligen Sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt statt. Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung lud in das Neue Rathaus zum Abendempfang. Das Schwerpunktthema lautete „Engagierte Bürger – sichere Gesellschaft“.

Deutscher Präventionstag und Veranstaltungspartner
Leipziger Erklärung des 13. Deutschen Präventionstages

Als Rückblick wird die Kongresserklärung des 13. Deutschen Präventionstages hier dargestellt. Die Leipziger Erklärung fasst die zentralen Diskussionspunkte und Forderungen der Veranstaltung prägnant zusammen.

Der 13. DPT befasste sich mit bürgerschaftlichen Engagement, da dieses für die Sicherheit der Bevölkerung einen wichtigen, sogar unerlässlichen Beitrag leistet. Das Ausmaß, in dem die Bürger*innen sich an öffentlichen Aktivitäten beteiligen und zu freiwilligem Engagement bereit sind, gibt Hinweise auf die Qualität einer Gesellschaft, so die grundlegende These.

Auf der Basis des Gutachtens „Bürger­schaftliches Engagement in der Kriminalprä­vention“ von Dr. Wiebke Steffen erklärten der Deutsche Präventionstag, seine ständigen Veranstaltungspartner und seine diesjährigen gastgebenden Veranstaltungspartner am 3. Juni 2008:

„Bürgerschaftliches Engagement ist in Deutschland weit verbreitet

  • In Deutschland sind fast 70% der Bevölkerung ab 14 Jahren über ihre privaten und erwerbsbezogenen Zwecke hinaus in Vereinen, Organisationen, Gruppen und Einrichtungen am öffentlichen Leben beteiligt. Etwa die Hälfte von ihnen (36% der Bevölkerung) engagieren sich in dem Sinne freiwillig, dass sie in diesen gesellschaftlichen Gruppen längerfristig bestimmte Aufgaben übernehmen.
  • Zusätzlich zu diesen mehr als 23 Millionen, die sich bereits freiwillig engagieren, gibt es ein großes Potenzial für die Ausdehnung und Intensivierung des bürgerschaftlichen Engagements.
  • Außerdem bedeutet bürgerschaftliches Engagement nicht nur das „klassische Ehrenamt“, nicht nur die regelmäßige freiwillige Tätigkeit einer Person oder überhaupt ihre Beteiligung am öffentlichen Leben – also nicht nur das Engagement der eben genannten 70% der Bevölkerung – , sondern es gibt noch weit mehr Formen, in denen sich Engagement ausdrücken kann. Etwa durch Zivilcourage, durch Geldspenden, durch die Beteiligung an einer Bürgerstiftung.
  • Das Spektrum des Engagements umfasst nahezu alle Bereiche der Gesellschaft. Viele davon sind auf dieses Engagement angewiesen, manche würden ohne es vielleicht gar nicht mehr existieren.
  • Allerdings ist für das bürgerschaftliche Engagement in den letzten Jahrzehnten ein erheblicher Strukturwandel festzustellen:  Bürgerschaftliches Engagement ist seltener als früher ein „Engagement auf Lebenszeit“, die Menschen wollen sich nicht nur im Verband oder Verein engagieren, sondern auch in neuen, informellen Strukturen und dabei ihr Arbeitsfeld selbst gestalten, Mitsprache- und Mitgestaltungsmöglichkeiten erhalten; erforderlich sind neue Zugänge zu Mitwirkungsmöglichkeiten, die das individuelle Engagementangebot und den gesellschaftlichen Engagementbedarf aufeinander abstimmen.

Bürgerschaftliches Engagement ist das soziale Kapital unserer Gesellschaft, es kann Kriminalität verhindern und Kriminalitätsfurcht vermindern

  • Wenn in Deutschland so viele Bürger öffentlich aktiv sind, dann ist das auch ein Indikator für ein hohes Maß an Sozialkapital, an sozialem Zusammenhalt und sozialer Qualität der deutschen Gesellschaft.
  • Bürgerschaftliches Engagement ist nicht nur ein Bestandteil dieses Sozialkapitals, es schafft auch soziales Kapital: Die Verbundenheit und das Verständnis zwischen den Mitgliedern einer Gesellschaft, die Verlässlichkeit gemeinsam geteilter Regeln, Normen und Werte und nicht zuletzt das Vertrauen in die Institutionen des Staates.
  • Dadurch wirkt es sich auch positiv auf die Sicherheit einer Gesellschaft und das Sicherheitsgefühl ihrer Bürger aus – und zwar schon ganz generell, ohne dass sich Bürger konkret im Bereich der Kriminalitätskontrolle engagieren.

Erfolgreiche Kriminalprävention ist ohne bürgerschaftliches Engagement nicht möglich

  • Kriminalprävention gilt nach allgemeinem Verständnis als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, an der sich auch und gerade engagierte Bürger beteiligen können.
  • Dass sich Bürger an der Kriminalprävention nicht nur beteiligen können, sondern sollen, ja sogar müssen, wenn Straftaten verhindert bzw. in ihren Folgen vermindert und die Sicherheitslage sowie das Sicherheitsgefühl verbessert werden sollen, lässt sich beispielhaft darstellen an dem bürgerschaftlichen Engagement für Kriminalprävention durch Zivilcourage, Hilfe- und Anzeigebereitschaft, durch Opfer-, Straffälligen- und Bewährungshilfe, durch Netzwerke für Sicherheit auf kommunaler Ebene.
  • Diese Beispiele zeigen, dass bürgerschaftliches Engagement in der Kriminalprävention etabliert ist und positive Auswirkungen auf die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl hat. Ohne engagierte Bürger wäre eine sichere Gesellschaft nicht möglich.

Engagementpotenziale für die  Kriminalprävention nutzen

  • Allerdings ist die Engagementquote – im Vergleich zu der in anderen gesellschaftlichen Bereichen – noch relativ niedrig, das Engagementpotenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Damit bestehen große Möglichkeiten – und auch Notwendigkeiten – bürgerschaftliches Engagement für Kriminalprävention auszudehnen und zu intensivieren. Dabei gilt es insbesondere
  • den Strukturwandel des bürgerschaftlichen Engagements zu berücksichtigen, der einem bürgerschaftlichen Engagement in der Kriminalprävention entgegen kommt, in der eher die anlass- und problembezogene Mitarbeit gefragt ist als „lebenslanges“ Engagement und neue, informelle Strukturen entstanden sind.
  • eine Anerkennungskultur zu entwickeln, die der Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Engagementformen im Bereich der Kriminalprävention gerecht wird und den Engagierten glaubhaft deutlich macht, dass es wirklich auf sie ankommt. Zur Anerkennungskultur gehören auch die Aus- und Weiterbildung für die engagierten Bürger sowie die Evaluation kriminalpräventiver Maßnahmen und Projekte.

Engagierte Bürger – sichere Gesellschaft

Der Deutsche Präventionstag appelliert an die Verantwortlichen in der Politik, in Vereinen, Verbänden und sonstigen zivilgesellschaftlichen Gruppierungen auf kommunaler, Landes- und Bundesebene

  • Alle Möglichkeiten zu nutzen, um kriminalpräventives Engagement  in der Öffentlichkeit, insbesondere in den Medien, darzustellen, sichtbar zu machen, anzuerkennen und zu würdigen.
  • Dabei insbesondere auch den Vorurteilen zu begegnen, die immer noch gegenüber Menschen bestehen, die sich kriminalpräventiv für Sicherheit engagieren.
  • Weitere Engagementmöglichkeiten zu eröffnen und in den für Kriminalprävention relevanten öffentlichen Bereichen zu einer stärker bürgerschaftlich ausgerichteten Kultur des Planens und Entscheidens zu kommen.
  • Dem Bedürfnis der Engagierten nach Selbstbestimmung und Mitgestaltung zu entsprechen, bereits bestehende Angebote und Maßnahmen der Qualifizierung weiterzuentwickeln und zusätzliche zu schaffen, Projekte und Maßnahmen zu evaluieren sowie Netzwerke und Infrastrukturen aufzubauen.
  • Das kriminalpräventive Engagement von Unternehmen und der Mitarbeiter von Unternehmen zu stärken und zu fördern.

Der Deutsche Präventionstag begrüßt nachdrücklich

  • Den Bericht „Bürgerschaftliches Engagement: auf dem Weg in eine zukunftsfähige Bürgergesellschaft“ der vom Deutschen Bundestag eingesetzten Enquetekommission und regt eine dauerhafte Beobachtung bürgerschaftlichen Engagements an, insbesondere auch in der Kriminalprävention.
  • Die Fortsetzung der vom Bundesministerium für Familie und Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag gegebenen „Freiwilligensurveys“ und regt eine vertiefende, differenziertere Erfassung des freiwilligen Engagements im Bereich der Kriminalprävention an.

Leipzig, 3. Juni 2008“