Kongressprogramm

Erschöpfte Gesellschaft - erschöpfte Kinder

Abstract:
Erschöpfung ist ein zentrales Phänomen in unserer Gesellschaft geworden. Burnout bei Erwachsenen ist eine etablierte Diagnose. Inzwischen ist diese Reaktion auf überfordernde Lebens- oder Arbeitsbedingungen auch bei unseren Kindern angekommen. Die Burnout-Kids beschäftigen Eltern, Lehrer und Ärzte. Warum ist das so? Welche Lebensbedingungen halten wir vor für unsere Kinder? Sind das bloß die Schwachen und die mit den Helikopter-Eltern?
Die Diagnose, der Befund, ist eindeutig. Bei der Ursachenanalyse aber müssen wir tiefer gehen. Es geht um eine Analyse der alle Lebens- und Arbeitsbereiche durchdringenden Ökonomisierung - das Prinzip Leistung. Wir müssen uns auseinandersetzen mit diesem Prinzip, das sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs weltweit durchgesetzt hat und das zumindest in Deutschland dafür sorgt, dass Kinder schon in der Grundschule mit der Angst leben, die Schule und das notwendige Abitur nicht zu schaffen. Wir brauchen dringend eine breite Debatte über die Frage, was für Kinder wir eigentlich wollen, mit welcher Pädagogik in welchen Schulen und mit welchen Lehrern wir sie fit machen möchten für das Leben, über dessen Werte wir ebenso dringend nachdenken und diskutieren müssen.
Vita:
Prof. Dr. med. Michael Schulte-Markwort, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, ist Ärztlicher Leiter des Zentrums für Psychosoziale Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am UKE und Leitender Abteilungsarzt der Psychosomatik am Altonaer Kinder-krankenhaus.
Nach einem Studium der Medizin und Philosophie hat er von 1987 bis zu seiner Promotion zum Thema "Bulimie" und seiner Facharztprüfung 1992 in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universität zu Lübeck gearbeitet. Anschließende Habilitation zum Thema "Krankheitskonzepte Kinder- und jugendpsychiatrischer Patienten" und 1996 Ruf auf eine C-3 -Professur an das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. 2004 Ruf an den Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychosomatik am UKE und Ernennung zum Leitenden Abteilungsarzt der Psychosomatik am AKK. 2010 Zusammenführung der Kinder- und Jugendpsychosomatik mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie am UKE unter seiner Leitung.
09. Juni 2015
15:15 - 16:15 Uhr
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