Kongressprogramm

Buchstäblich abgehängt: Alphabetisierung im Strafvollzug!

Abstract:
Unzureichende Lese- und Schreibkenntnisse - oft ein Problem, selten ein Thema.
Inhaftierte mit mangelnden Schriftsprachkompetenzen sind doppelt stigmatisiert. Sie waren schon vor der Haft gesellschaftlich exkludiert und auch im Vollzug stoßen sie immer wieder auf schriftliche Hürden, sie sind somit zwangsläufig vom Wohlwollen der Mitgefangenen abhängig. Alphabetisierung und Grundbildung stellen zweifelsfrei einen wichtigen Baustein zur (Re-)Sozialisierung und Rückfallprävention für Strafgefangene und Entlassene dar und können somit ein Instrument zur Haftvermeidung und damit auch zur Kostenreduktion sein. Das BMBF-Projekt RAUS (Resozialisierung durch Alphabetisierung und Uebergangsmanagement für Straffällige) zeigt auf, welche Chancen der Strafvollzug für funktionale Analphabeten bieten kann und wie sich die derzeitige Situation der Betroffenen im Vollzug darstellt.
Der Vortrag liefert eindrucksvolle Einblicke in Lernbiografien von Menschen die lange Zeit ihres Lebens ohne Schriftsprache zu Recht kommen mussten, lässt Lerner und Praktiker zu Wort kommen und zeigt im Projekt erarbeitete subkulturelle Motivationsmöglichkeiten für Gefangene und Haftentlassene auf, stellt eigens entwickelte Förder- und Diagnostikinstrumente vor und gibt Anregungen zur Implementierung und Finanzierung von Alphabetisierungskursen im Strafvollzug und darüber hinaus.
Vita:
Dipl. Päd. Tim Tjettmers, Projektleiter von RAUS ist seit 2008 ehrenamtlicher Kursleiter des Alphabetisierungskurses der JVA Münster und seit 2010 beim Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung in verschiedenen BMBF- und E.U.-Projekten tätig.

Dipl. Päd. Tim Henning ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Projektes RAUS. Seit 2011 unterrichtet er ehrenamtlich Strafgefangene mit Lese- und Schreibproblemen in der JVA Münster. Seine Diplomarbeit befasste sich mit dem Thema: "Grundbildung im Strafvollzug – Eine Zielgruppenanalyse".
09. Juni 2015
10:30 - 12:00 Uhr
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