Abstract:Im Rahmen des Dialogs der Bundeskanzlerin über Deutschlands Zukunft hatte die Arbeitsgruppe „Kriminalität und Sicherheit“ u.a. die Einrichtung eines Nationalen Zentrums für Kriminalprävention (Arbeitstitel) vorgeschlagen. Damit wurde der Beobachtung Rechnung getragen, dass es in Deutschland zwar zahlreiche Aktivitäten der Kriminalprävention auf lokaler, Länder- und Bundesebene gibt, die ressortübergreifende Koordination und empirische Fundierung aber verbessert werden muss. Durch ein NZK soll aufbauend auf vorhandenen Ressourcen die evidenzbasierte Kriminalpolitik gefördert werden. Die Bundesregierung hat den Vorschlag angenommen und ab 2015 Haushaltsmittel beim Bundesinnenministerium bereitgestellt.
Die Aufgaben des NZK gliedern sich in die Bereiche „Evaluation und Qualitätssicherung“ und „Transfer und Kooperation“. In der Anfangsphase werden in Arbeitsstelle NZK das Deutsche Forum Kriminalprävention (DFK) und die Kriminologische Zentralstelle(KrimZ) zusammenarbeiten. Für den zügigen Aufbau wurde eine Steuerungsgruppe eingerichtet, in der BMI, BMJV, DFK, KrimZ, ProPK und Wissenschaftler vertreten sind. Weitere Institutionen werden schrittweise einbezogen. Der Beitrag informiert über den Stand der Entwicklung des NZK und geplante anfängliche Arbeitsschwerpunkte.
Vita:Prof. Dr. Dr. h.c. Friedrich Lösel ist Director em. des Institute of Criminology der Cambridge University (UK) und Professor am Institut für Psychologie der Universität Erlangen-Nürnberg. Früher arbeitete er an den Universitäten in Bielefeld, Erlangen und Bamberg sowie in zwei DFG-Sonderforschungsbereichen. Er forscht(e) u.a. über Delinquenz und Gewalt, Resilienz, Straftäterbehandlung, Psychopathie, Mobbing an Schulen, Hooligans, Familien von Inhaftierten und frühe Prävention. Er hat ca. 20 Bücher und 390 Aufsätze veröffentlich und war u. a. Mitglied der Gewaltkommission der Bundesregierung, Präsident der European Association of Psychology and Law (EAPL), Präsident der Kriminologischen Gesellschaft und Mitglied der Expertengruppe der Bundeskanzlerin im Dialog über Deutschlands Zukunft. Derzeit ist er u.a. Mitglied der Leitungsgruppe der Campbell Crime and Justice Collaboration, des Correctional Services Advisory and Accreditation Panel of England and Wales, des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen und der Editorial Boards von ca. 15 Zeitschriften. Für seine Arbeiten wurde er u.a. zum Fellow der Academy of Experimental Criminology gewählt und erhielt den EAPL Award for Lifetime Achievement, den Sellin-Glueck Award der American Society of Criminology (ASC), den Deutschen Psychologie-Preis, den Jerry Lee Award (ASC) und den Stockholm Prize in Criminology.