17. Zwischenruf: Erich Marks im Gespräch mit Georg Ungefuk

Erich Marks
DPT – Deutscher Präventionstag
Georg Ungefuk
Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main

Heute ist Donnerstag, der 9. April 2020. Ich bin Erich Marks und als Geschäftsführer des Deutschen Präventionstages freue ich mich sehr über Ihr Interesse an unseren Zwischenrufen zur Prävention.
Zum heutigen Zwischenruf begrüße ich am Telefon Herrn Georg Ungefuk. Er ist Oberstaatsanwalt bei der Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt und zugleich Pressesprecher der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität.

Herr Ungefuk, ich begrüße Sie nochmal recht herzlich und darf Sie zunächst um eine Einschätzung bitten, welche Präventionsaspekte Ihnen aktuell besonders wichtig sind und besonders am Herzen liegen.
Ja, ich denke, das ist in der aktuellen Situation auch weiterhin die Internetkriminalität - ein besonderer Kriminalitätsbereich, der sehr dynamisch ist, der sehr stark von neuen Entwicklungen geprägt ist und der gerade in der aktuellen Zeit, also in Zeiten wo wir mit Dingen wie Lockdown oder mit Social Distancing zu tun haben, von großer Bedeutung ist, weil mit diesem Kriminalitätsbereich immer große Gefahren einhergehen.

Und es ist weiterhin ein Bereich, wo die Prävention auch ganz besondere Bedeutung hat und es sehr stark auf die Kriminalprävention ankommt.
Wie verstehen Sie in diesem Zusammenhang Prävention?
Prävention in dem Bereich heißt  in besonderem Maße Öffentlichkeitsarbeit, das bedeutet eine ganz große breite Darstellung von präventionsrelevanten Bereichen der Internetkriminalität in der Öffentlichkeit – Sensibilisierung von Menschen, von Einrichtungen, auch von Unternehmen. Das Zentrale ist: Wenn man weiß, dass bestimmte Gefahren bei der Nutzung des Internet auf einen lauern, dann kann man vieles, was die Gefährdung angeht minimieren und viele Schäden vermeiden.

Es ist schlicht und einfach  im Bereich der Internetkriminalität so, dass Ermittlungen in diesem Bereich sehr schwierig sind, dass sie nicht immer von Erfolg gekrönt sind, dass sie sich häufig auch über Jahre hinweg ziehen, weil entweder die Spuren sehr stark durch viele technische Möglichkeiten verwischt sind oder ins Ausland führen und multinationale Aktionen erfordern. Deswegen ist Prävention in dem Bereich von so einer großen und eminenten Bedeutung, dass es einer permanenten Öffentlichkeitsarbeit bedarf, um die Anwender, die Unternehmen und  Einrichtungen über die Gefahren aufklären kann.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie ausreichend gehört werden in Pressekonferenzen, die Sie geben, in Pressehintergrundgesprächen? Sind die Medien inzwischen so weit, dass Sie sich auch gern anhören, wenn ein Staatsanwalt sagt: Freunde, berichtet bitte über die Prävention?
Ich denke schon, dass wir eine relativ große, breite Öffentlichkeitsarbeit in den letzten Jahren gemacht haben, um viele Menschen zu erreichen, um die Öffentlichkeit anzusprechen. Man muss natürlich sagen, wir sind nicht der einzige Player im Bereich der Strafverfolgung, Deutschland ist ein föderaler Staat mit vielen Bundesländern, mit vielen Behörden. Deswegen ist es auch eine Aufgabe für alle. Und, was in diesem Zusammenhang auch immer zu beachten ist: Als Staatsanwaltschaft sind wir Strafverfolgungsbehörde, wir sind also auch an bestimmte Grundsätze gebunden: Wir können also letztlich nicht sehr offensiv für Präventionsarbeit weitreichend über Verfahren berichten oder Einzelheiten aus laufenden Ermittlungsverfahren der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Da sind andere Einrichtungen eher gefragt, mit denen wir dann zusammenarbeiten, etwa die Polizeibehörden oder auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, deswegen ist es eine Aufgabe für ganz viele. Nur wenn viele sich an der Präventionsarbeit in diesem Bereich beteiligen, wird es eine große Wirkung geben und mehr Menschen werden sensibilisiert werden können und wir werden die Gefährdung aus diesem Bereich oder die mit diesen Kriminalitätsformen einhergehen, besser begegnen können.

Wie sehr fühlen Sie sich eingeengt und gebunden durch die aktuelle Situation? Man hat ja zum Teil, wenn man die Nachrichten schaut oder hört, das Gefühl es geht nur noch um Corona und auch nur noch um die medizinischen Aspekte.
Das ist etwas, was zweifelsfrei  so feststellbar ist, das heißt, thematisch überlagert das Thema natürlich ganz viele andere Dinge. Kriminalitätsphänomene oder bestimmte Gefahren der Kriminalität sind etwas dann auf dem zweiten Plan, das ist ganz selbstverständlich, weil Menschen natürlich in so einer Situation in Sorge sind, um die eigene Gesundheit und die Gesundheit von Angehörigen, weil dieses Thema schlicht und einfach letztlich für alle von Bedeutung ist.

Aber gerade die letzten Tage haben auch gezeigt, dass sich Medien zunehmend auch auf die Schnittfelder der aktuellen Pandemie und den Phänomenen aus dem Bereich der Internetkriminalität fokussiert haben, wie die aktuelle Medienberichterstattung zeigt, weil auch in der heutigen Zeit natürlich auch viele Menschen sehr stark im Internet aktiv sind. Und wenn ich viele Internetnutzer habe, dann sind auch die Angriffsfelder für Internetkriminelle natürlich auch breiter und größer. Das ist etwas, wo wir auch gerade in den letzten Tagen gemerkt haben, dass auch das Thema Prävention immer noch aktuell ist und ungeachtet der Pandemie gleichwohl eine gewisse Bedeutung in den Medien bekommen hat.

Welche konzertierten Maßnahmen sind Ihrer Meinung nach denkbar, um mit der Erfahrung dieses Corona-Angriffs in dieser Corona-Situation noch effizienter und effektiver Prävention voranzutreiben zu können?
Eine ganz schwierige Frage, weil sie letztlich die Komplexität dann auch sofort in den Blick nimmt, nämlich, dass wir es mit ganz vielen Einrichtungen und Institutionen in einem föderalen Staat zu tun haben, die sich an Präventionsarbeit beteiligen müssen, wenn es um ein bestimmtes Phänomen geht oder auch einen bestimmten Kriminalitätsbereich. Aber ich glaube, dass die aktuelle Pandemielage das auch gezeigt hat, das man auch in einem föderalen Gebilde, wo mehrere Bundesländer, wo Behörden mehrerer Bundesländer, des Bundes, der Länder zusammenarbeiten müssen und auch konsequent und schnell Öffentlichkeitarbeit betreiben müssen, das das etwas ist, was dann durchaus auch für den Bereich der Kriminalprävention von Interesse und von Bedeutung ist, weil es letztlich auch zeigt, dass man auf einem Gebiet, wo sehr viele berufen sind, gelingen kann und möglich ist, mit schneller und effizienter Öffentlichkeitsarbeit ganz viele Menschen zu erreichen, um Gefahren abzuwenden. Und das ist etwas, glaube ich, was für die Präventionsarbeit als solche durchaus einen gewissen Modellcharakter haben könnte oder jedenfalls zeigen kann, dass es funktioniert und das auch in einem relativ komplexen System mit föderalen Strukturen.

Ich danke Ihnen für heute ganz herzlich für das Gespräch. Alles Gute und bleiben Sie gesund!
Ich danke Ihnen, Herr Marks und bleiben Sie auch gesund!


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