02.06.2016
Alphabetisierung auf dem Deutschen Präventionstag in Magdeburg

Wege zur Schrift für Straffällige

Auf dem diesjährigen Deutschen Präventionstag, der am 6. Und 7. Juni in der Messe Magdeburg stattfinden wird, präsentiert sich das ALFA-Mobil mit einem Informations-Stand in Halle 2, Stand 2047


In Deutschland leben 7,5 Millionen Erwachsene – 14,5 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung –, die große Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben haben. Hochge-rechnet sind dies in ganz Sachsen-Anhalt über 200.000 und in allein Magdeburg mehr als 20.000 Personen. Sie können nur einzelne Sätze lesen und schreiben, aber keine zusammenhängenden Texte. Ihnen fällt es schwer, Verträge zu lesen und zu verstehen, Bewerbungen zu schreiben oder sich an fremden Orten zu orientieren. Aus Scham vermeiden sie Situationen, in denen sie lesen und schreiben müssen – dies hat direkten Einfluss auf den beruflichen und privaten Alltag.
Für schreib- und leseunkundige Straffällige ergibt sich dabei eine besondere Prob-lemlage: Stigmatisiert mit der Straftat, oftmals gekennzeichnet durch Unterqualifika-tion und in einem eingeschränkten sozialen Netzwerk verankert, sind die Vermitt-lungschancen von Strafentlassenen dramatisch gering und die Gefahr der Strafrück-fälligkeit deshalb hoch.


Die Haftzeit bietet eine Möglichkeit für Betroffene, ihre Schriftsprachdefizite zu ver-ringern um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, nach Haftende einer Beschäftigung nachgehen zu können und somit die Rückfallquote zu senken. 90% der Strafentlas-senen gelangen direkt in die Arbeitslosigkeit und sind somit wieder von Staat und Sozialleistungen abhängig. Ein Beschäftigungsverhältnis nach Haftende mindert das Risiko einer Rückfälligkeit deutlich. Hier sind funktionale Analphabeten besonders benachteiligt, da ihnen aufgrund mangelnder Schriftsprachkompetenzen die für die Berufswelt nötigen Basisqualifikationen fehlen.


Lesen und Schreiben spielen für die Resozialisierung eine bedeutende Rolle!


Um Perspektiven und Chancen von Alphabetisierung aufzuzeigen, stellt der Bun-desverband Alphabetisierung und Grundbildung auf dem 21. Deutschen Präventi-onstag ein besonderes Vorhaben vor: Mit dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten ALFA-Mobil soll das Wissen über Hilfs- und Unterstüt-zungsangebote auch für Strafgefangene und Entlassene mehr Verbreitung finden, der fachliche Austausch der Justizakteure und der Lehrenden im Strafvollzug aufge-nommen und Möglichkeiten aufgezeigt werden, diesem ausweglos erscheinenden Dilemma zu entkommen. Animierende Gewinnspiele in der Form von Bilder- und Worträtseln erregen Aufmerksamkeit, Infomaterialien zeigen Möglichkeiten auf, wie Betroffene und Angehörige, Justizakteure und Lehrende den speziellen Herausfor-derungen erfolgsversprechend begegnen können.
Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten und ihre Angehörigen finden beim ALFA-TELEFON unter der kostenlosen Nummer 0800/53 33 44 55 Beratung und In-formationen über ortsnahe Lernmöglichkeiten. Im Internet: www.alfa-telefon.de.


Kontakt:
Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V.
Projekt ALFA-Mobil
Tim Henning
Berliner Platz 8-10, 48143 Münster
Telefon: 0251.49 09 96-42
Mobil: 0177.46 14 7 40
E-Mail: t.henning@alphabetisierung.de
www.alphabetisierung.de