
Betrugskriminalität 2024: Rückgang bei Fallzahlen – große Herausforderungen durch internationale Tatbegehungen
Die Betrugskriminalität in Deutschland ist im Jahr 2024 erneut leicht zurückgegangen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 743.472 Fälle registriert – das entspricht einem Rückgang um 1,5 Prozent im Vergleich zu 2023. Eine längerfristige Betrachtung zeigt eine noch deutlichere rückläufige Entwicklung: Seit dem Jahr 2010 ist die Zahl der Betrugsdelikte um über 224.000 Fälle bzw. 23,2 Prozent gesunken.
Diese grundsätzlich positive Entwicklung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Betrugsdelikte nach wie vor ein zentrales Kriminalitätsphänomen darstellen – insbesondere im digitalen Raum und in Verbindung mit internationalen Tatbegehungsweisen. Denn: zu den 743.472 Betrugs-Fällen im Inland kommen für das Jahr 2024 noch einmal 513.518 Fälle hinzu, die aus dem Ausland heraus begangen wurden.
Rückgänge in einzelnen Deliktsbereichen
Der leichte Rückgang bei der Anzahl der Betrugsdelikte insgesamt resultiert insbesondere aus stark rückläufigen Fallzahlen in zentralen Phänomenbereichen: Besonders deutlich war der Rückgang im Bereich des Waren- und Warenkreditbetrugs, hier sank die Anzahl registrierter Delikte um 10,7 Prozent auf 233.987. Diese Entwicklung könnte unter anderem auf ein verändertes Anzeigeverhalten der Geschädigten sowie auf die zunehmende Verbreitung weiterer sicherer Zahlungsmethoden im Online-Handel zurückzuführen sein. Insbesondere bei dem darunter fallenden Tankbetrug wurde ein Rückgang von 11,4 Prozent verzeichnet (85.462 Fälle), möglicherweise beeinflusst durch eine rückläufige Inflationsrate und moderat gesunkenen Kraftstoffpreise – Faktoren, die in den vergangenen Jahren als Begründung für hohe Fallzahlen genannt wurden.
Großes Dunkelfeld
Neben diesen polizeilich bekannten Fällen bleiben viele Straftaten im Dunkelfeld. Nur etwa 20 Prozent aller Betrugsdelikte werden zur Anzeige gebracht. Betrugsfälle, bei denen sich Tatverdächtige als jemand anderes ausgegeben haben (z. B. als Angehörige beim sogenannten Enkeltrick oder als Mitarbeiter/Mitarbeiterin einer Firma oder Behörde), weisen mit rund 40 Prozent die höchste Anzeigequote aller Betrugsdelikte auf. Waren- und Dienstleistungsbetrug wird in etwa 22 Prozent der Fälle zur Anzeige gebracht, wenn der Vorfall über das Internet stattgefunden hat. Findet solch ein Betrug außerhalb des Internets statt, liegt die Anzeigequote bei nur etwa 15 Prozent. Bei sonstigen Betrugsfällen unterscheiden sich die Anzeigequoten mit 23,8 Prozent (online) und 23,4 Prozent (offline) nur geringfügig; auch hier wird jedoch nur etwa jede vierte Straftat der Polizei zu Kenntnis gebracht.
Internet als zentrales Tatmittel
Unverändert spielt das Internet als Tatmittel eine wesentliche Rolle bei der Begehung von Betrugsstraftaten. 2024 wurden 55,3 Prozent aller Betrugsdelikte unter Nutzung des Internets begangen – ein leicht rückläufiger Wert im Vergleich zu 2023 (58,1 Prozent), der dennoch zeigt, wie bedeutend digitale Kommunikationsmittel für Täterinnen und Täter in diesem Phänomenbereich sind. Das Internet erlaubt es, potenzielle Opfer ortsunabhängig und massenhaft zu kontaktieren – häufig anonym und mit hoher Wirkung.
Internationale Dimension der Betrugskriminalität
Eine besonders hervorzuhebende Entwicklung zeigt sich bei der der Betrugskriminalität auf internationaler Ebene.
Erstmals liegen für das Jahr 2024 belastbare Zahlen zu sogenannten Auslandstaten (PKS-Ausland) vor – also zu Fällen, bei denen die Tat vollständig außerhalb Deutschlands begangen wurde oder deren Tatort nicht bekannt ist, der Vermögensschaden jedoch in Deutschland eingetreten ist. (Bei den in der PKS-Inland erfassten Delikte handelt es sich hingegen um Taten, bei denen zumindest eine tatverdächtige Person im Inland gehandelt hat.) Insgesamt wurden deliktsübergreifend 642.210 solcher Auslandsstraftaten polizeilich registriert. Bei einem weit überwiegenden Anteil handelte es sich dabei um Betrugsdelikte (513.518). Die Aufklärungsquote bei den Auslandstaten liegt mit nur 5,4 Prozent weit unter dem Wert für Inlandsdelikte (58 Prozent), für Betrugskriminalität aus dem Ausland heraus bei nur 5,1 Prozent. Die geringe Aufklärungswahrscheinlichkeit bedeutet für die Strafverfolgung eine besondere Herausforderung. Und: Der Rückgang der im Bereich der Betrugskriminalität registrierten Inlandstaten könnte darin begründet sein, dass die Tatverdächtigen vermehrt aus dem für sie „sicheren“ Ausland heraus agieren.
Callcenter-Betrug: International und organisiert
Ein zentrales Phänomen im Bereich der international begangenen Betrugsdelikte ist der sogenannte Callcenter-Betrug. Dahinter stehen meist gut organisierte Tätergruppen, die von professionell betriebenen Callcentern aus agieren – oftmals aus der Türkei oder aus Osteuropa. Die Täter nutzen gezielt Telefon und Internet, um insbesondere ältere Menschen in Deutschland zu täuschen und zur Herausgabe von Geld und Wertgegenständen zu bewegen. Die Tätergruppen agieren hochprofessionell, reagieren flexibel auf polizeiliche Maßnahmen und verlagern ihre Aktivitäten bei Bedarf schnell in andere Länder. Die Abholer, die das Geld in Deutschland einsammeln, reisen gezielt aus dem Ausland ein und sind häufig nur für kurze Zeit im Land.
Die Polizei reagiert: Zusammenarbeit und Prävention
Um der wachsenden internationalen Bedrohung durch Betrugsdelikte – insbesondere im Bereich des Callcenter-Betrugs – zu begegnen, passen Polizei und Strafverfolgungsbehörden in Bund und Ländern ihre Strategien laufend an. Die internationale Zusammenarbeit wird weiter gestärkt, insbesondere im Rahmen europäischer und bilateraler Kooperationen.
Zudem setzt die Polizei weiterhin stark auf Prävention. Bürgerinnen und Bürger werden regelmäßig durch Kampagnen, Informationsveranstaltungen und digitale Angebote über die gängigen Betrugsmaschen informiert. Ziel ist es, vor allem gefährdete Personengruppen wie Seniorinnen und Senioren für die Gefahren zu sensibilisieren und ihnen Handlungsoptionen an die Hand zu geben.
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