Effekte der Tertiärprävention bei Sexualstraftätern

PD Dr. Martin Rettenberger
Kriminologische Zentralstelle (KrimZ)

Moderation: Prof. Dr. Christian Grafl
Universität Wien

Abstract:
Der Vortrag beschäftigt sich einleitend mit der aktuellen Praxis und dem jeweiligen Stand der Evaluationsforschung zu den unterschiedlichen Formen der Kriminalprävention (Primär-, Sekundär-, Tertiär- und Quartärprävention) bei sexualisierter Gewalt. Anschließend wird der Forschungsstand zur Rückfälligkeit von Sexualstraftätern skizziert, bevor die aktuellen Erkenntnisse zur kriminalpräventiven Wirkung von Behandlungs-, Betreuungs- und Kontrollmaßnahmen bei Personen, die aufgrund sexuell motivierter Straftaten verurteilt wurden, diskutiert werden. Dabei zeigt sich, dass zum einen die Rückfallraten bei Sexualstraftätern generell relativ niedrig sind und ein wesentlicher Grund hierfür die Implementierung wirksamer Interventionsprogramme in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten ist. Die derzeitige Interventionspraxis im Justizvollzug zeichnet sich durch zwei wesentliche Merkmale aus, die als zentrale Erfolgskriterien angesehen werden können: Eine zunehmende Evidenzbasierung und eine empirisch fundierte Ressourcensteuerung. Zusammengefasst können die derzeit vorliegenden empirischen Befunde als ein starker Indikator dafür eingestuft werden, dass die Tertiärprävention bei Sexualstraftaten ein kriminalpräventives Erfolgsmodell darstellt und wesentlich zur Absenkung der Kriminalitäts- und Rückfallraten bei sexualisierter Gewalt beigetragen hat und weiterhin beiträgt.
PD Dr. Martin Rettenberger
PD Dr. Martin Rettenberger

PD Dr. Martin Rettenberger, Kriminologische Zentralstelle (KrimZ), Wiesbaden, studierte Psychologie (Dipl.-Psych.) an der Universität Regensburg und an der Freien Universität Berlin sowie Kriminologie (M.A.) an der Universität Hamburg. Nach Abschluss seines Studiums war er zwischen 2006 und 2010 an der Begutachtungs- und Evaluationsstelle für Gewalt- und Sexualstraftäter (BEST) in Wien tätig. Während dieser Zeit promovierte er an der Abteilung für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Ulm zum Thema Kriminalprognose bei Sexualstraftätern. Ab August 2010 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Gutachter am Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) angestellt. Von Anfang 2013 bis Februar 2015 war er als Juniorprofessor für Forensische Psychologie am Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) tätig. Seit März 2015 ist er Direktor der Kriminologischen Zentralstelle (KrimZ) in Wiesbaden. Er ist habilitiert im Fach Psychologie am Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Martin Rettenberger fungiert aktuell als stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises der Sozialtherapeutischen Anstalten im Justizvollzug und seit September 2016 Generalsekretär der International Association for the Treatment of Sexual Offender (IATSO).

20. Mai 2019
13:00 - 13:45 Uhr
Vortrag
Raum: Raum II
Raum II