Korrupte Manager – ein Fall systemproduzierter Kriminalität?

Prof. Dr. Dieter Hermann
Universität Heidelberg

Moderation: Björn Goos
Ministerium für Inneres, ländliche Räume und Integration

Abstract:
Die Prävention von Korruption setzt meist rationale Akteure voraus, die versuchen, die „Kosten“ von Handlungsfolgen zu minimieren und den erwarteten „Nutzen“ zu maximieren. Eine Forschergruppe der Universität Heidelberg ging in einem von der VW-Stiftung geförderten Projekt der Frage nach, ob die Bereitschaft zu Korruption von Werten und Normen abhängt. Eine Befragung von 250 Managern in Deutschland zeigte, dass die Korruptionsbereitschaft insbesondere von zwei Faktoren abhängt, erstens von informellen Unternehmensnormen, die den Graubereich der Legalität regeln sollen, und zweitens von der Präferenz für Leistungs- und Machtorientierung sowie hedonistischen Werten. Die informellen Normen werden von Unternehmen kreiert, Leistungs- und Machtorientierung sind Selektionskriterien bei der Auswahl von Führungskräften. Somit sind zentrale Bedingungen der Korruptionsbereitschaft systemproduziert. In solchen Fällen helfen Präventionsprogramme, die auf das Abschreckungsprinzip setzen, wenig. Die Ergebnisse der Studie sprechen für konzeptuelle Mängel bei der Korruptionsprävention in der Industrie.
Prof. Dr. Dieter Hermann
Prof. Dr. Dieter Hermann

Dieter Hermann ist Professor am Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg. Die akademischen Abschlüsse umfassen das Diplom in Mathematik, die Promotion in Soziologie und die Habilitation an der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften. Die Forschungs- und Publikationsschwerpunkte liegen in den Bereichen Kriminologie und Kultursoziologie. Ein zentraler Arbeitsbereich besteht in der Durchführung von Studien zu Kommunaler Kriminalprävention, sexuellem Missbrauch, Korruption sowie zur Sozialisation von Werten, Normen und Religiosität und zu ihrem Einfluss auf Kriminalität.


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20. Mai 2019
15:00 - 15:45 Uhr
Vortrag
Raum: Raum Lyon
Raum Lyon