Bedrohungsmanagement bei Radikalisierungsprozessen*

Abstract:
Der präventive Ansatz des Bedrohungsmanagements setzt an der Erkenntnis an, dass terroristisches Handeln immer den Endpunkt eines Entwicklungsweges darstellt, der durch charakteristische Merkmale im Verhalten und der Kommunikation der späteren Täter begleitet wird. Ziel ist es, Verantwortliche in Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Gefängnissen und anderen Institutionen dazu zu befähigen, Radikalisierung frühzeitig zu erkennen, relevante Informationen zusammenzutragen und auf Grundlage einer strukturierten Einschätzung des Falls, ein effektives Fallmanagement einzuleiten. Dabei hat sich der systematische Austausch eines institutionsinternen Bedrohungsmanagementteams mit professionellen Partnern im lokalen Raum bewährt – neben der Polizei sind hier etwa sozialpsychiatrische Dienste und Beratungsstellen zu nennen. Erst ein verlässliches Netzwerk erlaubt es Verantwortlichen, im Ernstfall auf die verschiedenen Facetten von Radikalisierungsprozessen angemessen reagieren zu können. In dem Vortrag werden die Erfahrungen mit dem Ansatz des Bedrohungsmanagements vorgestellt. Neben best practices in Bezug auf den Aufbau und die Implementierung von Interventionsteams, werden Qualitätsstandards, Ablaufmuster und Instrumente zur Risikoeinschätzung vorgestellt. Dabei wird sich auch der Frage gewidmet wie Stigmatisierungseffekte und Coradikalisierung verhindert werden können.

Vita:
Nils Böckler hat Pädagogik studiert und ist seit 2016 für das I:P:Bm tätig. In dem Projektverbund "Tat- und Fallanalysen hoch expressiver, zielgerichteter Gewalt" (TARGET), welcher vom BMBF gefördert wurde, forschte er zu Radikalisierungsprozessen terroristischer Einzeltäter und autonomer Zellen. Daneben leitete er mit Andreas Zick gemeinsam das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Projekt „Entwicklungswege in den gewaltorientierten Salafismus“. Seit Februar 2017 sind Nils Böckler und das I:P:Bm Teil des BMBF Forschungsverbundes X-SONAR („Extremistische Bestrebungen in sozialen Onlinenetzwerken“).

Mirko Allwinn hat Psychologie studiert. In seiner Arbeit beschäftigt er sich mit verschiedenen Formen zielgerichteter Gewalt & Gewaltdrohungen. Er begleitete das vom BMBF geförderte Forschungsprojekt KomPass, eine Lernplattform zur Prävention von schweren Gewalttaten an Schulen (2012-2015). Im Forschungsverbund TARGET forschte er zu School Shootings und Amokläufen durch Erwachsene. Aktuell ist er an den staatlich geförderten Forschungsverbünden EWV (Erkennung von Wirtschaftskriminalität und Versicherungsbetrug) und X-SONAR beteiligt. Mirko Allwinn hält Vorträge, Workshops und Seminare und ist in der Fallarbeit im Bedrohungsmanagement tätig.

Bei den mit * gekennzeichneten Programmteilen handelt es sich um Firmenvorträge
und -infostände sowie Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen.

11. Juni 2018
17:00 - 17:45 Uhr
Vortrag