Kongressprogramm

Was brauchen Jungen im Exil? – Traumaberatung für geflüchtete Jugendliche mit Gewalterfahrungen
Was brauchen Jungen im Exil?

Abstract:
Wenn es um geflüchtete Jungen und junge Männer geht, überwiegt die Berichterstattung zu ganz bestimmten Problemlagen. Zwar werden die allermeisten männlichen Geflüchteten in keiner Weise auffällig, dennoch bestimmen Debatten zum Umgang mit Intensivtätern und über geschlossene Unterbringung das Bild. Die Belastungen und Nöte der Jugendlichen selbst bekommen demgegenüber weitaus weniger Aufmerksamkeit. Und dies, obwohl ein Großteil der geflüchteten Jugendlichen hoch belastet durch traumatische Erlebnisse ist. Die Beratungsstelle Bremer JungenBüro ist seit 2007 eine der wenigen Einrichtungen bundesweit, die sich explizit an männliche Gewaltopfer richten. Seit zwei Jahren nehmen auch immer mehr geflüchtete Jugendliche das Beratungsangebot war. Sie berichten von körperlichen Misshandlungen, aber auch von sexualisierter Gewalt, die sie im Herkunftsland, unterwegs oder in Sammelunterkünften erlebt haben. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen ist davon auszugehen, dass die Zahl der männlichen Flüchtlinge, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, höher ist als häufig angenommen. Im Unterschied zu kollektiv geteilten Traumata, wie Krieg oder Seenot, ist das Sprechen über sexualisierte Gewalt auch bei und unter Flüchtlingen weitgehend tabuisiert, mit dem Effekt, dass der sich daraus ergebene Hilfebedarf in dem insgesamt großen Gesamtbedarf an Unterstützung unterzugehen droht.

Vita:
Volker Mörchen, Jahrgang 1968, Diplom-Soziologe und (Gestalt-) Sozio-Therapeut. Mitgründer der Beratungsstelle Bremer JungenBüro e.V., dort seit 2001 beschäftigt. Fortbildungen u.a. im Bereich Psychodynamisch Imaginative Trauma Therapie nach Dr. Luise Reddemann; PITT-Kid nach Dr. Andreas Krüger.

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20. Juni 2017
13:30 - 15:30 Uhr
Themenbox
Raum: Raum 7+9