Forschungsprojekt „HateTown - vorurteilsgeleitete Handlungen in urbanen Räumen“

Hier erhalten Sie Informationen über das Forschungsprojekt HateTown.

Stand: Juni 2023


Wer und Warum?

An der Polizeiakademie Niedersachsen und der Akademie der Polizei Hamburg wird aktuell ein Projekt zur Erforschung vorurteilsgeleiteter Handlungen bzw. Opferwerdungen in urbanen Räumen durchgeführt.[1] Das Projekt wird gefördert durch Drittmittel der Stiftung Lebendige Stadt. Hasskriminalität, Hate Speech und vorurteilsgeleitete Taten sind derzeit wichtige Themen in Medien, Politik und Sicherheitsbehörden, unter anderem aufgrund von Taten wie dem Angriff auf die Synagoge in Halle oder dem Mord an Dr. Walter Lübcke. Vieles spricht dafür, dass sich solche diskriminierenden Taten weitaus häufiger ereignen als offiziell bekannt ist. Zugleich haben vorurteilsmotivierte Taten besonders schwerwiegende und langfristige Folgen. So sind nicht nur die unmittelbaren individuellen Opfer der Tat betroffen, sondern ganze Bevölkerungsgruppen, die gleiche oder ähnliche geschützte Merkmale (z.B. politische Einstellung, Hautfarbe, sexuelle Identität, Religion) teilen. Nicht zuletzt in diesem sozialen Gruppenbezug zeigt sich eine besondere gesellschaftspolitische Brisanz vorurteilsmotivierter Handlungen und die Notwendigkeit einer belastbaren Datengrundlage zur Erforschung der Betroffenenperspektive, auch was die Wahrnehmung der Polizei angeht. Die Ergebnisse des Projektes sollen unter anderem in die Aus- und Weiterbildung von Polizist:innen einfließen und damit einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung dieser für vorurteilsmotivierte Viktimisierungen leisten.


Forschungsteam

Prof. PA Dr. Joachim Häfele, Prof. Dr. Eva Groß, Paulina Strauss (SHK)


Kooperationspartner

Landeskriminalamt Niedersachsen, Dezernat „Forschung, Prävention, Jugend“: Alexander Gluba, Viktoria Klemens


Assoziierte Partner des Projekts

· LMU München (Sozialwissenschaftliches Institut München): Dr. Werner Fröhlich

· LKA 7 Hamburg

· Sozialbehörde Hamburg, Referat „Stärkung der Zivilgesellschaft“

· Deutsch-Europäisches Forum für urbane Sicherheit (DEFUS)


Was?

Ziel des Projektes ist es, die Betroffenheit unterschiedlicher Gruppen und Folgen von Hasskriminalität/vorurteilsgeleiteten Taten zu erfassen. Als vorurteilsgeleitete Taten werden dabei auch Taten unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit erfasst, da auch solche Formen der Diskriminierung in der Öffentlichkeit und von den Betroffenen als vorurteilsgeleitete Taten wahrgenommen werden. Wahrnehmung und Vertrauen in die Polizei im Zusammenhang mit solchen Vorfällen stehen ebenfalls im Fokus.


Wie?

Über einen quantitativen Onlinefragebogen fanden im Herbst 2021 in Hamburg und Hannover städtespezifische bevölkerungsrepräsentative Befragungen zu Viktimisierungserlebnissen statt. Über qualitative Methoden werden im Jahr 2023 zudem Informationen zu jenen Themen und Betroffenengruppen erhoben, die nur schwer über standardisierte Fragebögen erfassbar sind. Aufgrund der hohen vermuteten Betroffenheit werden bestimmte Gruppen fokussiert, dazu gehören die jüdische Gemeinde, politische Mandatsträger, die muslimische Gemeinde, die Black Community und die LGBTI Community.


Aktueller Stand der Arbeit

Die Bevölkerungsbefragung in Form einer Online-Befragung lief in Hamburg vom 11.07.2022 bis 11.09.2022. Erste Ergebnisse, auch zu sozialräumlichen Effekten, wurden im September und November 2022 auf den Jahresmeetings der European Society of Criminology (ESC) in Malaga (Spanien), der American Society of Criminology (ASC, Session: Consequences of Victimization in the Urban Context) in Atlanta (USA) und auf dem 4. Scientific Meeting of the German Political Psychology Network (Bielefeld) präsentiert. Weitere Ergebnisse wurden in Hamburg auf dem Fachtag des Behördenkompetenznetzwerkes gegen Rechtsextremismus im April 2023 vorgestellt, wie auch auf der Landestagung des WEISSEN RINGS Hamburg im Mai 2023 und auf der 4. MOTRA-Jahreskonferenz (MOTRA: Monitoringsystem und Transferplattform Radikalisierung) im Panel: Radikalisierung(s)-/Prävention auf kommunaler Ebene in Wiesbaden im Februar 2023. Unsere Ergebnisse zur Viktimisierung politischer Mandatsträger:innen werden im Juli 2023 auf dem Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie (ÖGS) in der Ad-hoc-Gruppe „Gewalt gegen Politiker:innen und öffentliche Personen – eine Gefahr für die Demokratie“ präsentiert. Gegenwärtig laufen die Arbeiten am Kernbefundebericht und am qualitativen Teil der Forschung.


Bei Fragen

Kontakt für Fragen zum Projekt: j.haefele@posteo.de


[1] Das Projekt wird gefördert durch Drittmittel der Stiftung Lebendige Stadt.

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