Prävention sexuellen Missbrauchs in kirchlichen Kontexten

Sandra Fernau
Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) e. V.

Die Ausübung sexueller Gewalt in staatlichen und kirchlichen Institutionen geriet in Deutschland mit der breiten medialen Aufdeckung von Missbrauchsfällen seit Anfang 2010 in den Fokus der öffentlichen und wissenschaftlichen Aufmerksamkeit. Seitdem sind vereinzelt empirische Arbeiten über sexuellen Missbrauch in institutionellen, jedoch nicht speziell in kirchlichen Kontexten entstanden.
Die im Projektspot vorgestellte qualitative Interviewstudie greift dieses Desiderat durch die Untersuchung sexueller Missbrauchserfahrungen in katholischen Gemeinden und Einrichtungen auf. Es handelt sich hierbei um ein laufendes Forschungsprojekt, in dem ca. 30 teilnarrative, leitfadengestützte Interviews mit erwachsenen Betroffenen sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche durchgeführt werden. Das Sample setzt sich aus weiblichen und männlichen Befragten unterschiedlichen Alters zusammen. Ziel der Studie ist es, Hintergründe, Besonderheiten und Folgen von sexuellen Viktimisierungserfahrungen in kirchlichen Kontexten zu analysieren, um hieraus Ansatzpunkte für die Prävention von sexuellem Missbrauch in katholischen Gemeinden und Institutionen zu entwickeln. Im Mittelpunkt des Projektspots stehen die aus den Schilderungen der Betroffenen gewonnenen Erkenntnisse über die spezifischen Gelegenheitsstrukturen und Täterstrategien sowie die sich hieraus ergebenden Gefährdungspotentiale.