Prävinarreihe Migration und Sicherheit in der Stadt – migsst (September 2021)

Prävinar #1: Leben in ethnisch vielfältigen Quartieren am 14.9.2021

Abstract

In deutschen Großstädten sind sozial und ethnisch vielfältige Quartiere verbreitet. Einige Menschen bereichert die Diversität und sind über die Abwechslung erfreut, andere Menschen fühlen sich überfordert und verunsichert von den unterschiedlichen Lebensstilen und Kulturen. Im BMBF-Verbundprojekt untersuchten die Forschenden das Leben in vier Partnerstädten in jeweils zwei ethnisch vielfältigen Quartieren. Aufschluss darüber gaben Interviews mit Expert:innen und der Bewohnerschaft, deren Perspektive besonderes Gewicht zukam: Wie nehmen sie die Sicherheit in ihrer Nachbarschaft wahr? Wie ist es um die Integration bestellt? Gibt es Segregation? Und lassen sich diesbezüglich Wirkungen auf das Konfliktpotenzial in der Bewohnerschaft, aber auch auf das Aufkommen von Ordnungsstörungen und Kriminalität feststellen? Daneben fragen wir nach den Steuerungs- und Handlungsmöglichkeiten der Administrationen: Es gibt nicht Vielfalt oder Homogenität, sondern mehr oder weniger Vielfalt. Gibt es rechtliche Möglichkeiten, Entstehung und Ausmaß ethnischer Vielfalt im Quartier zu steuern? Oder gibt es Möglichkeiten, als negativ empfundene Wirkungen derartiger Vielfalt zu gestalten? Das Recht gibt hier nur wenige Handlungsmöglichkeiten: Die Gesetze als Kooperationsordnung zwischen Akteuren sowie zwischen Akteuren und Beteiligten sowie betroffenen Menschen sind bislang unterentwickelt. Im Prävinar präsentieren wir nach der Vorstellung unseres Verbundprojekts Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt der Universität Tübingen über Konflikte in der Nachbarschaft, die oft mit Vorstellungen von ethnischen und kulturellen Merkmalen verbunden sind, sowie aus dem Forschungsprojekt der Uni Bielefeld zu Rechtsfragen der Entstehung und Bewältigung von Segregationsfolgen.

Referierende

Prof. Dr. Rita Haverkamp hat die Stiftungsprofessur für Kriminalprävention und Risikomanagement an der Eberhard Karls Universität Tübingen inne. Sie promovierte mit einer Dissertation über den elektronisch überwachten Hausarrest an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und habilitierte mit einer Arbeit über den Frauenstrafvollzug an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Rita Haverkamp war als wissenschaftliche Referentin am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht (Abteilung Kriminologie) tätig. Sie ist u.a. Mitglied im Forschungsbeirat des Bundeskriminalamts (BKA).

Prof. Dr. Christoph Gusy, Jg. 1955, Professor seit 1988, lehrt seit 1993 für Öffentliches Recht, Staatslehre und Verfassungsgeschichte an der Fakultät für Rechtswissenschaft an der Universität Bielefeld. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Grundrechte, Polizei- und Sicherheitsrecht, Informationsverarbeitungsrecht und Juristische Zeitgeschichte. Christoph Gusy ist Mitherausgeber der Zeitschrift für das gesamte Sicherheitsrecht (GSZ).

Aufzeichung

Präsentation von Prof. Dr. Rita Haverkamp
Präsentation von Prof. Dr. Christoph Gusy

 


Prävinar #2: Mediennutzung in und für Quartiere der Vielfalt am 28.9.2021

Abstract

Welchen Einfluss haben Medienberichterstattung und Soziale Medien auf ein gutes und sicheres Zusammenleben in der Stadt und in Quartieren der Vielfalt? Wie könnte eine gute Medienkommunikation aussehen und wie können städtische Akteure ihre Kommunikation in und mit ethnisch pluralen Gemeinschaften verbessern?

Das durch das BMBF geförderte Forschungsprojekt Migration und Sicherheit in der Stadt (migsst) beschäftigt sich in zwei Teilprojekten mit Fragen von Kommunikation und Mediennutzung in Stadtvierteln, in denen viele Menschen mit Migrationserfahrung leben. Im Vordergrund steht die Rolle von Medien für eine gelingende Kommunikation über die Stadtviertel und innerhalb der Quartiere, wenn es z. B. um Behördenkommunikation geht oder die Partizipation der Bewohnerinnen und Bewohner an den Belangen ihres Viertels. In diesem Zusammenhang ist die These leitend, dass Medien und Kommunikation eine integrierende Wirkung entfalten können und für Sicherheit und Sicherheitswahrnehmung im Quartier eine zentrale Rolle spielen.

Referierende

PD Dr. Jessica Heesen, Leiterin des Forschungsschwerpunkts Medienethik und Informationstechnik am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen. Studium der Philosophie in Köln und Tübingen, Promotion (Universität Stuttgart) zum Wandel von Öffentlichkeit durch digitale Medien; Habilitation am Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) zu den wissenschaftstheoretischen Herausforderungen der Medienethik durch Medialisierung und Datafizierung. Autorin zahlreicher Fachbeiträge zu sicherheitsethischen Themen bzw. zum Einsatz von Sicherheitstechnologien zur Prävention und zu Fragen der Sicherheit in einer digitalen Gesellschaft.

Prof. Dr. Stefan Jarolimek, Leiter des Fachgebiets Kommunikationswissenschaft an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster. Studium der Kommunikationswissenschaft, der Interkulturellen Wirtschaftskommunikation und Ostslawistik in Jena und Minsk, Promotion an der Universität Leipzig zur Transformation von Öffentlichkeit und Journalismus in Belarus, Habilitation an der Universität Leipzig zur Theorie der Verantwortungskommunikation. Autor zahlreicher Beiträge zur Professionalisierung der polizeilichen Kommunikation und zu Fragen der Online-Radikalisierung.

Aufzeichung

Präsentation von PD Dr. Heesen und Prof. Dr. Jarolimek

Zwei Berichte (Working Paper) zum Nachlesen: