Narrative Gesprächsgruppen – an Schulen im ländlichen Raum

Tina Heise
Cultures Interactive e.V.
PD Dr. Harald Weilnböck
Cultures Interactive e.V.

Abstract:
Rechtspopulismus, Menschenfeindlichkeit und Ressentiments bei Schüler*innen lassen sich im Unterricht nicht einfach weglehren. Konfrontation und Aufklärung verpuffen zumeist. Dies ist anders, wenn durch Bezug auf persönliche Erlebnisse die affektive Ebene angesprochen wird. Vertrauensvolles Erzählen und Zuhören im geschützten Rahmen machen es möglich, dass alltagsweltliche und prägende Erfahrungen zur Sprache kommen – und hitzige Diskussionen unterbleiben können. Im narrativen Austausch findet Persönlichkeitsentwicklung statt. Es wird die Neugier auf bisher Unbekanntes und der Wunsch nach demokratischer Gemeinsamkeit geweckt.
Das Modellprojekt erprobt narrative Gesprächsgruppen im ländlichen und kleinstädtischen Raum. Diese bestehen aus den Hälften einer Schulklasse, die von zwei schulexternen Gruppen-Leiter*innen während der Unterrichtszeit themenoffen moderiert werden. Begleitet werden sie von einem Time-out für klärende Einzelgespräche. Die „turbulente Klassenfahrt“, Mädchen-Jungen, die „schwierigen Lehrer*innen“, die „dauernde Unfreundlichkeit“ in der Stadt, „wie Chris von Nazis verprügelt wurde“, die „Probleme mit den Geflüchteten“, „Ist das ‘ne Selbsthilfe-Gruppe hier? Ich bin doch kein Opfer!?“, usw. Was immer die Schüler*innen als Gruppe bewegt, wird im narrativen Modus vertieft. Die gesellschaftliche und politische Dimension stellt sich von ganz allein her.
Tina Heise
 Tina Heise

Seit 2017 ist Tina Heise (BA Kulturwissenschaften, MA Sozio-kulturelle Studien) Projektkoordinatorin bei cultures interactive e.V. für das Projekt Fair*in - genderreflektierten Rassismusprävention und Spot on, girl Vol. III, außerdem ist sie freiberuflich als politische Bildnerin tätig: narrativ-biogr. Ansatz, Team&Konflikt, Berufsorientierung, Anti-Diskriminierung, Erinnerungsarbeit zum Genozid an Rom*nja während der NS-Zeit.

PD Dr. Harald Weilnböck
PD Dr. Harald Weilnböck

Dr. habil. Harald Weilnböck (Ph.D.) hat in Berlin, New Haven, Los Angeles, Paris und Zürich in Bereichen der qualitativen Medien-/ Kultur- und Sozialpsychologie geforscht. Er hat Cultures Interactive e.V. mitbegründet, das Radicalisation Awareness Network (RAN) mit aufgebaut und ist als Praktiker und Praxisforscher sowie Psychotherapeut im Feld der intensivpädagogischer Extremismus-Prävention und Distanzierung tätig. Jüngere Projekte sind „Women/ Gender in Extremism and Prevention“ (WomEx), “Deradicalising Narratives” (EDNA), “European Fair Skills – Prävention in Osteuropa” (EFS), „CEE Prevent Net – Intolerance and Group Hatred in Central and Eastern Europe“, „DisTanZ – rechtsextremistisch gefährdete Jugendliche“ und „Fair*in – genderreflektierte Rassismusprävention“ sowie die Erarbeitung der RAN Derad Daclaration of Good Practice. Hinzu kamen Beteiligungen an Horizont 2020 Forschungsprojekten (Impact, BRaVE, Champions). Veröffentlichungen auf cultures-interactive.de/de/fachartikel.html, weilnboeck.net, europeanfairskills.eu.


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21. Mai 2019
09:00 - 09:45 Uhr
Forum: „Politische Bildung“
Backstage I