Islamophobie in der Polizei? Zum Einfluss der Kontakthäufigkeit

Prof. Dr. Stefanie Kemme
Hochschule in der Akademie der Polizei Hamburg

Moderation: Thomas Müller
Landespräventionsrat Niedersachsen, Niedersächsisches Justizministerium

Abstract:
Vor allem bei Betrachtung der Radikalisierungsprozesse, die in der Bevölkerung stattfinden, kann der gesellschaftliche Umbruch in Deutschland nicht mehr geleugnet werden. Die Polizei als Teil dieser Gesellschaft, die Ausbrüchen von Gewalt und Diskriminierung gegenüber Einwanderern entgegenwirken soll, ist aber nicht frei von eigenen kulturellen Stereotypen oder davon, sich von gesellschaftlichem Rechtspopulismus anstecken zu lassen. Fremdenfeindliche Einstellungen, die in Zusammenhang mit diskriminierenden und ausländerfeindlichen Übergriffen gebracht werden, sind besonders verheerend für die Polizei. In dem Paper werden Ergebnisse einer Studie vorgestellt, die 2016 und 2017 an der Hochschule der Polizei in Hamburg in Kooperation mit dem Arbeitsbereich Sozialpsychologie der Universität Hamburg durchgeführt wurde. Ein Ziel der Studie war es, islamophobe Einstellungen und Stereotype und den Einfluss der Kontakthäufigkeit mit Muslimen im privaten und beruflichen Bereich auf diese zu untersuchen. Es zeigt sich, dass berufliche Kontakte mit Muslimen Vorurteile und negative Stereotype in der Polizei steigern. Dies wirft die Frage auf, inwiefern diesen – mit Fokus auf die polizeiliche Ausbildung – entgegengewirkt werden kann.
Prof. Dr. Stefanie Kemme

Frau Prof. Dr. Dipl. Psych. Stefanie Kemme studierte Psychologie und Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin, an der Humboldt-Universität in Berlin und an der Università Degli Studi Roma Tre. Nach einem Jahr in Frankreich trat sie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzugsrecht bei Prof. Dr. Kreuzer an. Sie promovierte 2007 in den Rechtswissenschaften.
Nach dem Referendariat am Kammergericht Berlin, das sie zum Teil im Auswärtigen Amt in Berlin und in der Anwaltskanzlei SCP d’Avocats Germani in Frankreich (Nizza) absolvierte, arbeitete sie zunächst als Rechtsanwältin für die Wirtschaftskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek. 2009 begann sie ihre Tätigkeit am Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) als Leiterin eines Projekts zu den Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Kriminalitätsentwicklung. Im Jahr 2011 trat sie an der Universität Hamburg eine Stelle als Juniorprofessorin für Strafrecht an.
Seit 2015 ist sie Professorin für Kriminologie und Strafrecht an der Hochschule in der Akademie der Polizei Hamburg.

21. Mai 2019
13:00 - 13:45 Uhr
Vortrag
Raum: Raum III
Raum III