Vom Opfer zum Täter und zurück? Täter-Opfer-Statuswechsel

Abstract:
Die kriminologische Forschung zeigt, dass ein beträchtlicher Teil von jungen Menschen, die mit Gewalttaten auffällig werden, häufig auch Opfererfahrungen aufweist. Diese Verschränkung von Delinquenz und Viktimisierung – der sogenannte Täter-Opfer-Statuswechsel – verweist auf bislang wenig bekannte persönliche aber auch situative Problemlagen, die sich in ihrer Wechselwirkung gegenseitig verstärken können. Diese Problemlagen herauszuarbeiten, die besonderen Konstellationen eines Täter-Opfer-Statuswechsels im Jugendalter näher zu beleuchten und deren Bedeutung für die Ausgestaltung kriminalitätspräventiver Angebote der Kinder- und Jugendhilfe zu verdeutlichen, ist Ziel des Vortrags.
Auf der Basis einer Sekundäranalyse von ca. 40 qualitativen Interviews mit (teils mehrfach-)auffälligen Jugendlichen, die zwischen 2012 und 2017 in zwei empirischen Projekten der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention erhoben wurden sowie einer Auswertung quantitativer Daten einer deutschlandweiten Befragung des DJI (AID:A II) werden Täter-Opfer-Zusammenhänge am Beispiel von Erfahrungen physischer bzw. psychischer Gewalt im Jugendalter – als Täter und Opfer – beleuchtet. Die damit gewonnenen, empirisch gestützten Erkenntnisse können dazu beitragen, passende Angebote der Kinder- und Jugendhilfe für junge Menschen zu entwickeln.

Vita:
Annemarie Schmoll, Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Regensburg, Studium der Soziologie an der FernUniversität in Hagen, Teilnahme am Beccaria-Qualifizierungsprogramm "Fachkraft für Kriminalprävention" (Landespräventionsrat Sachsen); seit 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Strafrecht, Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzugsrecht (Inhaber: Prof. Dr. Henning Ernst Müller) an der Universität Regensburg, seit 2015 wissenschaftliche Referentin in der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention am Deutschen Jugendinstitut e.V. in München

Dr. Diana Willems, Diplom-Soziologin und Rechtssoziologin (M.A.), ist seit 2011 als wiss. Referentin in der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention am Deutschen Jugendinstitut (München) tätig. Nebenberuflich lehrt sie als Dozentin in den Fachbereichen Soziologie, Methoden der empirischen Sozialforschung und Kriminologie. 2007-2011 war sie wiss. Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. 2004-2007 arbeitete sie als wiss. Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kriminologie und Strafrecht der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Sie hat in Regensburg, München und Onati (Spanien) studiert und an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg promoviert.
11. Juni 2018
45 Minuten (Dauer)
15:00 - 15:45 Uhr
Vortrag